Lage in Syrien spitzt sich zu Armee lässt Kriegsschiffe schießen
14.08.2011, 15:50 Uhr
Diese Aufnahme zeigt angeblich ein syrisches Kriegsschiff vor Latakia.
(Foto: dpa)
Im Kampf gegen Oppositionelle greift Syriens Armee zu immer drastischeren Mitteln. So setzt sie bei ihrer Offensive gegen die Küstenstadt Latakia sogar Kriegsschiffe ein. Dabei sterben laut Menschenrechtsaktivisten mindestens 23 Zivilisten. "Jeder, der den Kopf aus dem Fenster hält, riskiert, erschossen zu werden", sagt ein Augenzeuge.
Im Krieg gegen seine eigenen Bürger setzt das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nun sogar Kriegsschiffe ein. Am zweiten Tag der Offensive gegen die Mittelmeer-Stadt Latakia feuerten Marine-Haubitzen, Mörser und Panzer ihre tödlichen Geschosse auf die südliche Vorstadt Al-Ramle, eine Hochburg der örtlichen Opposition, ab. Mindestens 23 Menschen kamen in dem gezielten Beschuss von Wohnvierteln ums Leben, berichteten syrische Exil-Aktivisten.
Rund 20 Panzer und Panzerspähwagen waren zuvor unter heftigem Gewehrfeuer in Al-Ramle vorgerückt. Die Offensive gegen Latakia hatte am Samstag begonnen. In anderen Landesteilen gingen schon früher begonnene Militärkampagnen gegen besonders oppositionell eingestellte Städte weiter.
Augenzeugen sagten, das Vorgehen der Marine auf Latakia sei eines der Schlimmsten seit Beginn des Aufstandes. "Jeder, der den Kopf aus dem Fenster hält, riskiert, erschossen zu werden", betonte einer von ihnen.
Festnahmen in Damaskus
Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge drang die Armee in der Nacht zudem in zwei Vororte der Hauptstadt Damaskus ein und nahm dort zahlreiche Menschen fest. Ein Konvoi aus fünfzehn Militärlastwagen, acht Truppentransportern und vier Jeeps sei in die Vororte Sakba und Hamurija einrückt. Auch dort seien Schüsse zu hören gewesen, hieß es. In Sakba seien außerdem die Telefonverbindungen gekappt worden.
Die syrische Armee geht seit Mitte März gewaltsam gegen regierungskritische Proteste im Land vor. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten kamen seither etwa 1800 Zivilisten und rund 400 Sicherheitskräfte ums Leben. Allein am Freitag wurden bei Demonstrationen nach dem Mittagsgebet demnach landesweit mindestens 20 Menschen getötet. Vor allem in den Städten Hama, Idleb und Deir al-Zor fanden wieder Massenproteste gegen Assad statt.
An der Grenze zum Libanon drang das Militär einem örtlichen Aktivisten zufolge am Samstag mit Panzern in ein Dorf in der Nähe der Stadt Homs ein. Daraufhin seien zahlreiche Einwohner der Ortschaft in Richtung der Grenze geflohen. In anderen Dörfern der Region nahmen Sicherheitskräfte Angaben weiterer Aktivisten zufolge zahlreiche Menschen fest, darunter auch Frauen und Kinder. Die Soldaten seien dabei auch von Assad-treuen Milizionären unterstützt worden.
Erneut internationaler Druck
Derweil forderten US-Präsident Barack Obama, Saudi-Arabiens König Abdullah und der britische Premierminister David Cameron Assad auf, die blutige Niederschlagung der Proteste "sofort" zu beenden. Nach Angaben des Weißen Hauses äußerten Obama, sein wichtigster arabischer Verbündeter sowie der britische Premier in getrennten Telefonaten ihre "tiefe Besorgnis über die Gewalt der syrischen Regierung gegen ihre Bürger". Außerdem erließ Kanada weitere Sanktionen gegen Syrien.
Der UN-Sicherheitsrat will angesichts der Gewalt erneut über die Lage in Syrien beraten. Bei einer Sondersitzung am Donnerstag sollten UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay und die Chefin der humanitären UN-Einsätze, Valerie Amos, über die Lage in dem Land berichten, teilte die französische UN-Mission am Freitag mit. Die europäischen Mitglieder des Gremiums hatten die Sitzung beantragt, um weiter Druck auf Assad auszuüben.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts