Politik

100.000 Menschen sitzen in Homs fest Armee verstärkt Bombardierung

Die Stadt Homs liegt unter Dauerfeuer.

Die Stadt Homs liegt unter Dauerfeuer.

(Foto: dpa)

Syriens Regime geht trotz internationaler Appelle weiter brutal gegen die Opposition vor. Die Stadt Homs liegt unter Beschuss. Mehr als 100.000 Menschen sitzen dort fest. Eine Flucht scheint unmöglich. Die Forderungen nach härteren Sanktionen mehren sich. Ein Einsatz von UN-Blauhelmen wird jedoch immer unwahrscheinlicher.

Die syrische Führung hat die Angriffe auf die Protesthochburg Homs verstärkt. Menschenrechtsaktivisten zufolge lag die Stadt unter dem heftigsten Beschuss seit fünf Tagen, mindestens sechs Menschen wurden demnach getötet. Der Vorstoß der Arabischen Liga für eine UN-Friedensmission stieß international auf Skepsis.

In Homs begannen Armeetruppen am Morgen mit der Bombardierung des Stadtteils Baba Amr, wie die in London ansässige Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Landesweit wurden demnach 23 Menschen getötet, darunter 17 Zivilisten.

Nach Angaben von Oppositionellen sitzen mehr als 100.000 Menschen in Homs fest. Das Wohnviertel Baba Amr sei von allen Seiten umstellt.

"Die Menschen sitzen in der Falle"

Viele Häuser sind zerstört.

Viele Häuser sind zerstört.

(Foto: REUTERS)

"Die Menschen sitzen in der Falle - ohne Nahrung, Treibstoff, Elektrizität und medizinische Versorgung." Flucht sei unmöglich, jedes Fahrzeug, dass die Stadt verlassen wolle, werde angegriffen. Wegen der Medienblockade sind solche Meldungen schwer zu überprüfen. Nach Schätzungen wurden in Syrien seit Beginn der Proteste vor elf Monaten etwa 8000 Zivilisten und Soldaten getötet.

Die Arabische Liga hatte nach dem Scheitern ihrer Beobachtermission in Syrien die Entsendung einer UN-Friedenstruppe in das Land vorgeschlagen. Die Regierung in Damaskus wies den Vorstoß am Montag vehement zurück. Der russische Außenminister Sergej Lawrow machte .

Syrische Panzer rollen durch Baba Amr.

Syrische Panzer rollen durch Baba Amr.

(Foto: REUTERS)

Ohne einen Waffenstillstand in dem Land sei eine solche Mission nicht denkbar, sagte auch US-Regierungssprecher Jay Carney am späten Montagabend. Zunächst sei zudem ein Beschluss des UN-Sicherheitsrats nötig, in dem Russland und China bislang ein Vorgehen gegen Syrien ablehnen. Frankreich will nach Angaben seines Außenamtssprechers Bernard Valero mit seinen UN-Partnern "alle von der Arabischen Liga auf den Tisch gelegten Optionen prüfen".

Merkel kündigt weitere Sanktionen an

Bundeskanzlerin Angela . Die EU unterstütze die "feste Haltung" der Arabischen Liga zu Syrien und werde sie "auch durch weitere Sanktionen untermauern", sagte Merkel vor einem Treffen mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, in Berlin. Dieser forderte, dass "das Morden enden muss". An zusätzlichen Sanktionen sind vor allem Strafmaßnahmen gegen syrische Banken sowie ein Verbot von kommerziellen Flügen nach Europa im Gespräch. Ein Öl-Embargo gegen Syrien ist bereits in Kraft.

Der Bundesregierung und allen maßgeblichen deutschen Behörden war nach Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" seit spätestens 2009 bekannt, dass aus Deutschland abgeschobene Syrer in ihrer Heimat willkürlich verhaftet, gefoltert und verurteilt wurden. Manchmal reichte dafür schon die Teilnahme an einer Demonstration gegen den syrischen Präsidenten in Deutschland, wie das Magazin vorab aus seiner am Dienstagabend ausgestrahlten Sendung berichtete. Trotzdem wurde demnach bis mindestens März 2011 weiter abgeschoben.

Das syrische Außenministerium wies unterdessen von der UNO gegen Damaskus erhobene Vorwürfe wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit "kategorisch" zurück. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte sei "von gewissen Ländern manipuliert, die Syrien schaden wollen und die von bewaffneten Gruppen begangenen terroristischen Verbrechen leugnen", heißt es laut der Nachrichtenagentur Sana in einem Brief des Außenministeriums an die UNO.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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