Separatisten sauer auf Putin Armee will Donezk und Lugansk belagern
06.07.2014, 20:41 Uhr
Ukrainischer Panzer in Slawjansk.
(Foto: dpa)
Für die Rebellen im Osten der Ukraine sieht es nicht gut aus. Sie ziehen sich in Scharen nach Donezk zurück, doch die reguläre Armee ist ihnen auf den Fersen. Auch ihr wichtigster Verbündeter scheint die Separatisten fallen zu lassen.
Mit einer militärischen Belagerung der Großstädte Donezk und Lugansk will die ukrainische Armee die Separatisten zur Aufgabe zwingen. "Der Strategieplan von Präsident Petro Poroschenko sieht die völlige Blockade dieser Orte bis zur Kapitulation der Banditen vor", sagte der Vizechef des Sicherheitsrats, Michail Kowal, dem Fernsehsender Inter in Kiew. Er antwortete damit auf die Frage, ob die Armee die Städte bombardieren oder stürmen werde. Ein Großteil der Aufständischen hatte sich am Wochenende nach Donezk und Lugansk zurückgezogen. "Wir werden einen Partisanenkrieg im Gebiet von Donezk starten", hatte der Separatistenführer Pawel Gubarow angedroht.
Die ukrainische Armee war nach der Einnahme der Separatistenhochburg Slawjansk weiter Richtung Donezk vorgerückt. Einer der Anführer der Aufständischen, Denis Puschilin, räumte via Twitter ein, dass die Rebellen über Nacht die Städte Druschkiwka und Kostjantyniwka aufgeben mussten.
"Dies ist noch kein vollständiger Sieg", hatte Poroschenko erklärt, als am Samstag die Eroberung von Slawjansk vermeldet wurde. Nun müsse die "Umzingelung der Terroristen" noch verstärkt werden, um die Regionen Donezk und Lugansk zu "befreien".
Vor allem in ihre zweite Hochburg Donezk, knapp hundert Kilometer südlich von Slawjansk, zogen sich die Aufständischen zurück. Dutzende Lastwagen mit Bewaffneten rollten in die Industriestadt. 150 verletzte Rebellen würden in den Krankenhäusern der Stadt behandelt, sagte der Vize-Ministerpräsident der selbstproklamierten "Volksrepublik Donezk", Andrej Purgin.
Strelkow will Militärrat einberufen
Poroschenko schwor die Armee und die Bevölkerung auf einen harten Kampf ein: "Ich bin weit entfernt von Euphorie", sagte der ukrainische Präsident. "Die Lage ist sehr schwierig." Die Separatisten hätten sich in den Großstädten "eingegraben, und vor uns liegen viele Herausforderungen".
Rebellenkommandeur Strelkow sagte dem russischen Fernsehen, er wolle einen "zentralen Militärrat" einberufen, um die Aufständischen besser zu koordinieren. Zuvor hatte er Russlands Präsident Wladimir Putin Wortbruch vorgeworfen. Dessen Zusage, er werde "alle verfügbaren Mittel" zum Schutz seiner Landsleute in der Ukraine einsetzen, entpuppten sich als leere Versprechen, twitterte Strelkow. "Sie erfüllten uns mit Hoffnung und gaben uns dann auf." Putins Schutzzusagen seien "schöne Worte" gewesen - "aber nur Worte".
Der bewaffnete Aufstand der Separatisten begann im März. Seitdem wurden mindestens 470 Menschen getötet. In Slawjansk gab es besonders heftige Kämpfe, in der Nähe der Stadt schossen die Rebellen am 24. Juni auch einen ukrainischen Militärhubschrauber mit neun Soldaten an Bord ab.
Poroschenko will sich mit Rebellen treffen
Angesichts der militärischen Erfolge der Armee rückt eine Waffenruhe, für die sich insbesondere Berlin und Paris in den vergangenen Tagen eingesetzt hatten, offenbar in die Ferne. Ein von Poroschenko für Samstag vorgeschlagenes Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe fand nicht statt. "Zeit, Ort und Format" eines Treffens würden beraten, dabei habe es jedoch bislang keine Fortschritte gegeben, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax.
In einem Telefonat mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und seinem französischen Kollegen Laurent Fabius forderte Russlands Chefdiplomat Sergej Lawrow in der Nacht zum Sonntag eine "bedingungslose und dauerhafte Waffenruhe" im Südosten der Ukraine.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP