"Fewer, but newer" Atomstaaten rüsten ab und auf
04.06.2012, 11:19 UhrAllen Beteuerungen zum Trotz setzen die großen Atomwaffenmächte weiter auf die Bombe zur Abschreckung. Während die Zahl der atomaren Sprengköpfe im vergangenen Jahr zwar zurückgegangen ist, setzen die Staaten auf eine Renovierung der übrigen Arsenale, so der Befund der Sipri-Friedensforscher.
Das Friedensforschungsinstitut Sipri hat sein neues Jahrbuch zur Rüstung und Abrüstung vorgelegt und kommt zu einem zwiespältigen Urteil. Weltweit haben demnach acht Staaten derzeit 4400 Atomwaffen einsatzbereit, fast die Hälfte davon sogar in "erhöhter Einsatzbereitschaft". Die Gesamtzahl aller verfügbaren atomaren Sprengköpfe Anfang dieses Jahres betrage 19.000.
Das sei zwar weniger als ein Jahr zuvor mit 20.530, hieß es in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Der Verringerung der Gesamtzahl vor allem durch die USA und Russland stehe entgegen, dass alle fünf offiziell anerkannten Atommächte ihre Atomwaffen-Systeme entweder erneuert hätten oder dies tun wollten. Neben den USA und Russland gehören auch China, Frankreich und Großbritannien zu diesem Kreis. "Diese Staaten wollen ihre Atomwaffen-Arsenale offenbar auf unbegrenzte Zeit behalten", hieß es in dem Sipri-Bericht. Auf die Formel "Fewer, but newer", bringen es die Forscher.
Darüber hinaus zählten die Stockholmer Experten 80 bis 110 nukleare Sprengköpfe in Indien, 90 bis 110 in Pakistan sowie 80 in Israel. Diese drei Staaten machen jedoch offiziell keine Angaben zur ihren Atomwaffen. Indien und Pakistan sind nach den Sipri-Angaben sowohl dabei, neue Trägersysteme zu entwickeln wie auch ihre Kapazität zur Produktion von spaltbarem Material für militärische Zwecke zu erhöhen.
Der zuständige Sipri-Experte Shannon Kile meinte: "Die Atommächte zeigen bis jetzt nur rhetorisch Willen zur Aufgabe ihrer Waffenarsenale." Vor allem deren laufende Modernisierung zeige, dass "Atomwaffen nach wie vor eine harte Währung für internationalen Status und Macht sind".
Quelle: ntv.de, dpa