Massaker von Tian'anmen Aufklärung gefordert
02.06.2009, 09:57 Uhr20 Jahre ist das Massaker von Tian'anmenplatz bald her - doch eine Aufklärung der damaligen Ereignisse ist ijmmer noch nicht in Sicht.
Vor dem 20. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in China an diesem Mittwoch haben die Familien der Opfer eine Aufarbeitung des Militäreinsatzes gefordert. "Wir fordern die Regierung auf, die Wahrheit zu enthüllen. Wie viele Menschen sind getötet worden? Wer ist gestorben?", sagte die pensionierte Professorin Ding Zilin, die dem Netzwerk der "Mütter von Tian'anmen" vorsteht, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Peking. "Es muss den Familien der Getöteten eine Erklärung gegeben werden. Wie sind unsere Angehörigen ums Leben gekommen?", sagte die Professorin, deren 17-jähriger Sohn einer der ersten war, die von den Truppen erschossen worden waren.
"Es muss eine Untersuchung durch die Justiz geben", forderte Ding Zilin. Die Familien forderten Beweise für die Behauptung, dass ihre getöteten Angehörigen wirklich wie behauptet, Randalierer gewesen seien und an einer "konterrevolutionären Rebellion" teilgenommen hätten, wie es damals noch geheißen hatte. "Gebt uns eine Erklärung", forderte die 73-Jährige Professorin. "Es sollte nicht für immer ein Geheimnis bleiben. Das ist der Schlüssel." Fakten seien die Voraussetzung und die Grundlage zur Aufarbeitung des Massakers. "Wurde mein Kind aus Versehen getötet oder unschuldig?"
"Niemand spricht mit uns"

Der ehemalige chinesische Studentenführer Wu'er Kaixi hatte Glück: Er konnte ins Ausland fliehen.
(Foto: dpa)
Der chinesische Volkskongress solle einen Untersuchungsausschuss schaffen, um die Wahrheit und die Verantwortlichen zu ermitteln. Auch sollten die Opfer und ihre Familien entschädigt werden. Seit Jahren stellten die "Mütter von Tian'anmen" immer wieder diese Forderungen an die Regierung und das Parlament. "Aber niemand spricht mit uns." Die Professorin forderte auch ein Ende der Beobachtung und Belästigung der Familien durch die Staatssicherheit. Immer wieder werde ihnen das Recht verweigert, um den Jahrestag auf den Friedhöfen um die Angehörigen zu trauern. "Wir entgegnen: Unsere Verwandten sind von Euch getötet worden. Warum lasst ihr uns nicht an diesem Tag trauern? Es ist doch lächerlich", kritisierte Ding Zilin.
"Ich fühle mich sehr, sehr müde", sagte die 73-Jährige mit Blick auf den 20. Jahrestag. "Die Zeit ist so lang. Als Mutter wird die Erinnerung auf keinen Fall schwinden. Das Gefühl, den Sohn zu vermissen, wächst mit den Jahren, während wir älter werden." Ihre Hoffnung schwinde immer mehr, dass es zu ihren Lebzeiten noch eine gerechte Aufarbeitung des 4. Juni geben werde.
Quelle: ntv.de, dpa