Politik

Entführte Deutsche im Irak Außenminister in "großer Sorge"

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich nach dem neuerlichen Ultimatum der Entführer der beiden im Irak verschleppten Deutschen besorgt über das Schicksal der Geiseln gezeigt. "Wir sind unverändert in großer Sorge", sagte der Minister am Dienstagabend. Das zuvor im Internet veröffentlichte neue Geisel-Video nannte Steinmeier "schockierend und unmenschlich". Zugleich betonte der SPD-Politiker, dass der eingerichtete Krisenstab weiter rund um die Uhr für die Freilassung der 61-jährigen Hannelore Krause und ihres Sohnes arbeiten werde. "Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass am Ende durch die Bemühungen des Krisenstabs eine Freilassung dennoch gelingt", sagte Steinmeier.

Die Entführer der beiden Deutschen hatten der Bundesregierung zuvor ein neues Ultimatum gestellt. In einem am Dienstag verbreiteten Video geben sie Deutschland zehn Tage Zeit, seine Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Andernfalls würden die Geiseln getötet. Ein erstes Ultimatum mit der gleichen Forderung war am 20. März verstrichen, ohne dass neue Informationen zum Schicksal der Entführten bekannt wurden.

Der Krisenstab im Auswärtigen Amt wertete den auf einer extremistischen Website im Internet entdeckten Film nach neuen Hinweisen aus. Nach Ansicht von Experten geht aus dem Material mit großer Sicherheit hervor, dass die beiden Deutschen noch am Leben sind. Unklar war zunächst, ob die Veröffentlichung im zeitlichen Zusammenhang mit der Entsendung deutscher Tornado-Maschinen nach Afghanistan am Vortag steht. Wie verlautete, gibt es immer noch keine direkten Kontakte zu der Kidnappergruppe mit dem Namen "Brigade der Pfeile der Rechtschaffenheit".

In dem Film fleht die 61 Jahre alte Hannelore K. Deutschland und Österreich verzweifelt an, ihr und ihrem Sohn Sinan zu helfen und den Forderungen nachzugeben. "Deutschland war in Sicherheit, bevor es sich mit den Amerikanern zu dieser teuflischen Koalition gegen den so genannten Terrorismus zusammengeschlossen hat", sagte die Frau und fügte hinzu: "Ich werde das erste Opfer sein, wenn ihr nicht auf die Forderungen dieser Männer eingeht." An die Regierung in Wien wende sie sich, weil sie viele Jahre in der österreichischen Außenhandelsstelle in Bagdad gearbeitet habe und das Land ebenfalls Truppen in Afghanistan habe. "Jetzt soll ich dafür getötet werden. Ich bitte euch, helft mir."

In ihrer immer wieder von Weinkrämpfen unterbrochenen Erklärung wandte sich die Frau an ihre in Deutschland lebenden Kinder. "Lieber Masen, liebe Maissun, meine lieben Kinder in Dortmund. (...) Ich bitte euch, unternehmt etwas." Sie sollten sich an Medien wenden oder Protestmärsche organisieren.

In der von einem Entführer verlesenen Erklärung heißt es, die Frist für die Bundesregierung, mit dem Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan zu beginnen, sei um zehn Tage verlängert worden. "Ansonsten wird das Schicksal dieser Verbrecherin und ihres Sohnes der Tod sein." Die Frau sei für Österreich tätig gewesen, "ein Staat, der mit dem Islam und den Muslimen in Feindschaft steht". Ihr Sohn arbeite "im so genannten Außenministerium" der irakischen Regierung.

Die mit einem irakischen Medizin-Professor verheiratete und seit Jahrzehnten im Land lebende Frau und ihr Sohn waren am 6. Februar in ihrem Haus im Bagdader Stadtteil Ghasalija verschleppt worden. Bei gezielten Razzien von Sicherheitskräften in der letzten März-Woche war keine Spur von den beiden Deutschen entdeckt worden.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen