IS-Angriff in Sydney geplant? Australien entgeht "katastrophalem" Vorfall
11.02.2015, 06:14 Uhr
Schwer bewaffnetes Mitglied einer Spezialeinheit der australischen Polizei (Archivbild): Das Land fühlt sich nicht erst seit der Geiselnahme von Sydney von Terroranschlägen unmittelbar bedroht.
(Foto: REUTERS)
Aufregung in Australien: Sicherheitskräfte verhindern angeblich einen geplanten Terroranschlag gewaltbereiter IS-Sympathisanten. Beim Zugriff stellen die Beamten ein Bekennervideo, eine IS-Fahne, ein Jagdmesser und eine Machete sicher.
Die australische Polizei hat in Sydney zwei Terrorverdächtige festgenommen. Die beiden Männer im Alter von 24 und 25 Jahren hätten einen Anschlag im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geplant, berichtete der lokale TV-Sender ABC.
Bei der Durchsuchung der Wohnung seien unter anderem eine Machete, ein Jagdmesser sowie eine IS-Flagge entdeckt worden. Nach Darstellung der Polizei habe der nicht näher beschriebene Anschlag "unmittelbar" bevorgestanden. Die fragliche Flagge haben die beiden Verdächtigen offenbar selbst hergestellt.
Wie die australischen Behörden weiter mitteilten, wurde bei der Festnahme am Vortag in den westlichen Außenbezirken der Stadt auch Videomaterial beschlagnahmt. In einer Aufnahme habe sich einer der beiden Männer über die Anschlagspläne ausgelassen. Der Angriff sollte demnach am Dienstag in Sydney ausgeführt werden. Wer Ziel der Attacke sein sollte, blieb zunächst unklar.
Einschlägige "Informationen"
Die Vizepolizeichefin des Bundesstaats New South Wales, Catherine Burn, sagte vor Journalisten, die geplante Attacke hätte "im Einklang" mit von der Dschihadistenmiliz IS bekannten Botschaften gestanden. Einen direkten Befehl gab es demnach offenbar nicht. Burns Angaben zufolge wurden die beiden jungen Männer nach einschlägigen "Informationen" und Hinweisen festgenommen.
Zu dem geplanten Angriff sagte Burn, dieser hätte am Dienstag in Sydney ausgeführt werden sollen, offenbar mit einem Messer. Noch sei aber unklar, ob die Polizei, das Militär oder jemand aus der Bevölkerung das Ziel gewesen wäre. Auch zur Frage, ob jemand hätte enthauptet werden sollen, äußerte sie sich zurückhaltend und sagte, das wisse die Polizei bislang nicht.
Unbeschriebene Blätter
Den Behörden waren die festgenommenen Männer den Angaben zufolge vorher nicht bekannt. Verantworten müssen sie sich nun wegen der Vorbereitung eines Terrorakts. Ihnen wurde am Mittwoch eine Freilassung auf Kaution verwehrt. Aus Sicherheitsgründen wurde die weitere Verhandlung des Falls auf Donnerstag verschoben.
Premierminister Tony Abbott sagte zu den Festnahmen, "bedauerlicherweise" gebe es in der Mitte der Gesellschaft Menschen, "die uns schaden wollen". Die Regierung werde aber weiterhin höchst wachsam sein. Der Regierungschef von New South Wales, dessen Hauptstadt Sydney ist, Mike Baird, sprach von einem "katastrophalen" Vorfall, der habe verhindert werden können. "Dafür sollten wir sehr dankbar sein."
Bereits im September hatte Australien die Terrorwarnstufe im Land erhöht. Bei Anti-Terror-Einsätzen in Sydney und Brisbane hatte es damals zahlreiche Festnahmen gegeben. Die australische Regierung unterstützt den Kampf gegen die Dschihadisten im Irak und in Syrien. Die Behörden schätzen, dass sich wiederum bereits über 90 Australier dem Kampf in der Region auf Seiten der Dschihadisten angeschlossen haben.
Der Vorfall schlägt in Australien hohe Wellen: Bei einer Geiselnahme in einem Café in Sydney waren im Dezember drei Menschen ums Leben gekommen. Der Geiselnehmer hatte behauptet, im Namen der IS gehandelt zu haben. Die Tat hatte die Nation geschockt: Der Islamist Man Haron Monis hatte über 16 Stunden lang mehrere Menschen in seiner Gewalt, bevor das Gebäude von der Polizei gestürmt wurde. Monis sowie zwei Geiseln wurden bei der Belagerung getötet.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa