Deal mit Malaysia Australien will Kinder abschieben
03.06.2011, 10:59 UhrAustralien will hunderte illegale Flüchtlinge nach Malaysia abschieben, darunter zahlreiche elternlose Kinder. Im Gegenzug nimmt Australien tausende in Malaysia anerkannte Flüchtlinge auf und will sie bei sich ansiedeln. Menschenrechtsorganisationen sind empört. Australien rechtfertigt die Abschiebepraxis.
Mehr als 6000 Bootsflüchtlinge kommen jedes Jahr nach Australien. Nach einer umstrittenen Regierungsvereinbarung sollen jetzt Hunderte nach Malaysia abgeschoben werden. Dass Australien auch Kinder ohne Eltern auf diese Reise schicken will, löst einen Sturm der Entrüstung aus.
"Wir sind schockiert", sagte der Chef des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Australien, Norman Gillespie. "Diese Kinder sind traumatisiert. Sie wieder auf ein Boot zu packen und in ein fremdes Land zu bringen, das ist extrem hartherzig und ohne jedes Mitgefühl."
Einwanderungsminister Chris Bowen erklärte das Vorhaben: "Wir wollen bewusst auch Kinder abschieben, damit Menschenschmuggler sich nicht erst darauf spezialisieren, Minderjährige nach Australien zu bringen. Wenn wir die allgemeinen Abschiebungsregeln verwässern, werden die Menschenschmuggler das ausnutzen und Kinder auf alte Boote lotsen und ihr Leben aufs Spiel setzen."
Im Dezember war ein Boot mit Asylsuchenden vor der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel gekentert. Mindestens 30 Menschen kamen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder.
Deal mit Malaysia
Australien hat mit Malaysia eine Vereinbarung getroffen, wonach Malaysia 800 in Australien illegal eingereiste Menschen aufnimmt. Ihr Asylgesuch soll dort geprüft werden. Australien will im Gegenzug 4000 in Malaysia anerkannte Flüchtlinge aufnehmen und ansiedeln.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht das ganze Abkommen kritisch. Malaysia habe weder die UN-Konvention gegen Folter noch die UN-Flüchtlingskonvention unterzeichnet. Frauen und Mädchen seien besonders gefährdet.
Quelle: ntv.de, dpa