Politik

Kenia will die Geiselnahme aufklären BKA sendet Experten nach Nairobi

Blumen für die Opfer: Kenias Präsident ordnete eine mehrtägige Staatstrauer an.

Blumen für die Opfer: Kenias Präsident ordnete eine mehrtägige Staatstrauer an.

(Foto: REUTERS)

Die tagelange Geiselnahme in einem Einkaufszentrum in Nairobi ist vorbei. Nun beginnt die Suche nach weiteren Opfern in dem teilweise eingestürzten Gebäude. Auch deutsche Experten sollen helfen, den Terrorangriff aufzuarbeiten.

Das Bundeskriminalamt hat sechs Experten nach Kenia entsandt, um bei der Identifizierung der Toten nach der Geiselnahme in einem Einkaufszentrum in der Hauptstadt Nairobi zu helfen. Die Spezialisten der Tatort- und Identifizierungsarbeit sollten die kenianischen Behörden unterstützen, sagte eine BKA-Sprecherin in Wiesbaden. Sie seien bereits vor Ort.

Präsident Uhuru Kenyatta hatte die Geiselnahme am Tag zuvor für beendet erklärt und eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. "Wir haben die Angreifer besiegt und gedemütigt", sagte Kenyatta in einer Fernsehansprache. Die islamistischen Terroristen hatten am Samstag das beliebte Einkaufszentrum gestürmt, dabei ums sich geschossen und Handgranaten geworfen. Tagelang verschanzten sie sich mit Geiseln in dem Gebäude. Mehr als 70 Menschen wurden getötet. Die Angreifer wollten damit der Forderung nach einem Abzug der kenianischen Truppen aus Somalia Nachdruck verleihen.

Beim BKA existiert bereits seit den 70er Jahren eine Identifizierungskommission, die schon häufig bei Unglücksfällen im Ausland im Einsatz war. Die sogenannte Idko half bei der Identifizierung der Opfer des Flugzeugunglücks 1988 bei einer Flugschau in Ramstein, des Zugunglücks 1998 in Eschede, des Flugzeugsabsturzes 2002 in Überlingen am Bodensee, der Anschläge in Bali 2002, nach dem Tsunami 2004 und nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" vor der italienischen Küste im vergangenen Jahr.

Elf Verdächtige wurden festgenommen

Experten suchten indes nach weiteren Verschütteten. Kriminaltechniker durchkämmten die Trümmer des Einkaufszentrums, sagte ein Mitarbeiter des Nationalen Krisenzentrums. Sie sollten von weiteren Kräften unterstützt werden. Neben Deutschland haben auch die USA, Israel, Großbritannien, Kanada und andere Staaten Forensik-Experten nach Kenia entsandt, wie der kenianische Innenminister Joseph Ole Lenku erklärte.

Über dem Gebäude stieg auch einen Tag später noch Rauch auf. Die genaue Zahl der Opfer blieb unklar. "Die Leichen liegen immer noch in den Trümmern", sagte der Mitarbeiter des Krisenzentrums. Die islamistische Extremistenorganisation Al-Schabaab aus Somalia, die sich zu dem Angriff bekannt hatte, sprach in einer Twitter-Botschaft von 137 toten Geiseln.

Sie machte die kenianischen Truppen für den Tod der Menschen verantwortlich, weil bei der Stürmung Giftgas eingesetzt worden sein soll. In dem Gebäude stürzten bei mehreren Explosionen drei Stockwerke ein. Schäden gab es auch durch ein Feuer. Unter den Toten befinden sich mehrere Ausländer, darunter Diplomaten aus Kanada und Ghana.

Nun gehe es darum, die Identität der Täter zu klären, sagte der Mitarbeiter des Krisenzentrums. Dazu würden DNA-Proben der mutmaßlichen Angreifer genommen. Fünf Angreifer wurden getötet, elf Personen wurden in Zusammenhang mit dem offensichtlich sorgfältig vorbereiteten Überfall festgenommen. Der Mitarbeiter des Krisenzentrums ließ offen, ob sich darunter auch Angreifer befinden oder ob die Festgenommenen bei der Vorbereitung geholfen haben sollen.

Obama sieht Kenia als Stabilitätsanker

Geheimdienstinformationen zufolge sollen sich Amerikaner und eine Britin unter den Angreifern befunden haben. Ein Brite somalischer Herkunft wurde bei der Ausreise aus Kenia verhaftet, er sei aber für die Ermittlungen "nicht von besonderem Interesse", sagte der britische Botschafter in dem ostafrikanischen Land. Nach Aussagen von Al-Schabaab befanden sich keine Frauen unter den Angreifern.

Aus britischen Sicherheitskreisen hieß es jedoch, dass die als "Weiße Witwe" bekannte Samantha Lewthwaite an dem Angriff beteiligt gewesen sein könnte. Lewthwaite wird wegen der Beteiligung an mutmaßlichen Anschlagsplanungen in Kenia gesucht. Ihr Mann war einer der Selbstmordattentäter, die im Jahr 2005 Anschläge auf die Londoner U-Bahn und einen Linienbus verübten. Dabei kamen mehr als 50 Menschen ums Leben.

US-Präsident Barack Obama, dessen Vater aus Kenia kommt, sagte, er glaube weiter daran, dass das Land ein Stabilitätsanker in der Region sein werde. Kanzlerin Angela Merkel wertete die Tat als Beleg für die weltweiten Gefahren durch Terrorismus. "Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert.

Quelle: ntv.de, hah/rts

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