Weiterer Schlag für Sarkozy Bayrou wählt Hollande
03.05.2012, 23:06 Uhr
François Bayrou will Sarkozys Auszug aus dem Elysée.
(Foto: dpa)
Es kann für Nicolas Sarkozy nicht dicker kommen: Einen Tag nach dem TV-Duell mit seinem sozialistischen Herausforderer Hollande bekommt der Staatspräsident ein klares Non des Zentrumspolitikers Bayrou. Damit verringern sich Sarkozys Chancen auf eine Wiederwahl. Die rechtsextreme Le Pen erklärt den Amtsinhaber bereits für gescheitert.
Im Endspurt des französischen Wahlkampfes muss der um eine zweite Amtszeit kämpfende Präsident Nicolas Sarkozy einen weiteren Rückschlag einstecken. Der in der ersten Wahlrunde ausgeschiedene Zentrumspolitiker François Bayrou verweigerte ihm die erhoffte Unterstützung.
Er selbst werde in der Stichwahl am kommenden Sonntag für den Sozialisten François Hollande stimmen, sagte der 60-Jährige auf einer Pressekonferenz in Paris. Seinen Anhängern wolle er allerdings keine direkte Wahlempfehlung geben.
Bayrou war in der ersten Wahlrunde als fünftplatzierter von zehn Kandidaten ausgeschieden. Er hatte rund neun Prozent der Stimmen bekommen und lag damit hinter der Rechtspopulistin Marine Le Pen (18 Prozent) und Linksfront-Chef Jean-Luc Mélenchon (11 Prozent).
Sarkozy hatte i l die Chance verpasst, Hollande entscheidend in Bedrängnis zu bringen. Erste Umfrageergebnisse sahen am kommenden Sonntag. Rund 52 Prozent der TV-Duell-Zuschauer wollen demnach für Hollande stimmen.
Der im Popularitätstief steckende Sarkozy hatte knapp drei Stunden versucht, seinen Kontrahenten zu provozieren und bloßzustellen, um Wechselwähler auf seine Seite zu ziehen. Fast jeder dritte Franzose verfolgte das einzige direkte Rede-Duell der beiden Kontrahenten. Sarkozy warf Hollande vor, keine Konzepte für die notwendige Sparpolitik vorweisen zu können und von Europapolitik keine Ahnung zu haben. Dieser konterte mit Hinweisen auf die aus seiner Sicht miserable Regierungsbilanz Sarkozys und die hohen Arbeitslosenzahlen.
Nach einer Umfrage des Instituts LH2 wirkte der Amtsinhaber glaubwürdiger, kompetenter und staatsmännischer als sein Herausforderer. Hollande wurde allerdings als seriöser, sympathischer und überzeugender bewertet. Dem Sozialisten trauten die Zuschauer zudem eher zu, ihre Sorgen und Nöte zu verstehen.
TV-Duell ohne Einfluss auf Wahlabsichten
Befragt nach konkreten Politikfeldern zeigte sich ebenfalls ein gemischtes Bild. Während Hollande als besserer Mann im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Arbeitslosigkeit gesehen wurde, punktete Sarkozy in Bereichen wie Schuldenabbau sowie Einwanderungs- und Außenpolitik. Einfluss auf die Wahlabsichten hatte das Duell der Umfrage zufolge nicht.
erklärt Sarkozy bereits für gescheitert. "Er hat die Wahl schon seit langem verloren", sagte sie in einem Interview des TV-Nachrichtensenders BFM. Die Regierungspartei UMP werde ihrer Ansicht nach zerfallen.
Sarkozy wirbt um Le-Pen-Wähler
Le Pen hatte in der ersten Wahlrunde als Nummer drei knapp 18 Prozent der Stimmen erhalten und damit für eine große Überraschung gesorgt. Ihre Anhänger könnten für Sarkozy eine wichtige Rolle spielen. Er hatte sie im TV-Duell explizit angesprochen und um Unterstützung geworben. Le Pen betonte, Hollande habe mit seinem Auftritt überrascht und viele seiner Kritiker Lügen gestraft. "Er hat seine Rolle ausgefüllt."
Hollande zeigte sich im Rundfunksender France Inter zufrieden mit seiner Leistung. Mit Blick auf die Stichwahl am Sonntag warnte er, dass es zu früh für Jubel sei. "Mir ist klar, dass noch nichts entschieden ist. Es gibt noch Unbekannte bei dieser Wahl."
Auch Sarkozy setzt auf eine Mobilisierung in letzter Minute und erwartet eine außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung. Im RTL-Interview erklärte er, der Wahlausgang dürfte extrem knapp ausfallen. "Ich denke, dass ich gewinnen kann. Aber wenn die Franzosen anders entscheiden, wird das dann (für mich) ein anderes Leben bedeuten."
Das TV-Duell wurde von 17,8 Millionen Franzosen verfolgt. Der Wert wurde unter Berufung auf das Institut Médiamétrie vom TV-Nachrichtensender BFM verbreitet. Er liegt unter der Zuschauerzahl der TV-Debatte vor fünf Jahren. 2007 hatten 20,4 Zuschauer verfolgt, wie die damaligen Kandidaten Sarkozy und seine sozialistische Herausforderin Ségolène Royal stritten. Royal war Hollandes langjährige Lebensgefährtin; gemeinsam haben sie vier Kinder.
Quelle: ntv.de, dpa