Politik

Terroranschlag in Lagos vertuscht Behörden wollten wohl Panik verhindern

Die Behörden in Nigeria wollten ihren Landsleuten nach einem Anschlag auf ein Einkaufszentrum offenbar nicht zu viel zumuten.

Die Behörden in Nigeria wollten ihren Landsleuten nach einem Anschlag auf ein Einkaufszentrum offenbar nicht zu viel zumuten.

(Foto: AP)

Am 25. Juni verüben Terroristen ein Attentat auf ein Einkaufszentrum in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Fast zeitgleich wird in der Küstenstadt Lagos ein Tanklager in die Luft gejagt. Den zweiten Anschlag vertuschen die Behörden - offenbar aus gutem Grund.

Die nigerianischen Sicherheitsbehörden haben nach AFP-Recherchen ein Bombenattentat am 25. Juni in Lagos wider besseren Wissens als Unfall dargestellt. Nach Angaben mehrerer Diplomaten sollte damit eine Panik in der 20 Millionen Einwohner zählenden Küstenmetropole verhindert werden, in der alle ausländischen Großunternehmen ihren Hauptsitz in Nigeria haben. Der Anschlag auf ein Treibstofflager im Stadtbezirk Apapa ereignete sich demnach wenige Stunden nach einem Attentat auf ein Einkaufszentrum in der nigerianischen Hauptstadt Abuja, bei dem 21 Menschen getötet worden waren.

Die Explosion in Apapa wurde von den Sicherheitsbehörden als Unfall dargestellt, bei dem eine Gaszisterne in die Luft geflogen sei. Opfer gab es nach offizieller Lesart nicht.

Allerdings zeigen mehrere Fotos, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen, wie rings um ein völlig zerstörtes Auto mehrere Gebäude und andere Fahrzeuge schwer beschädigt wurden. Der früher für die britische Armee tätige Sprengstoffexperte Bob Seddon wertete die Bilder als eindeutiges Indiz dafür, dass der Wagen mit einer circa 25 bis 50 Kilogramm schweren Bombe in die Luft gejagt worden sein müsse. Die Folgen einer Gasexplosion sähen nach seiner Überzeugung "ganz anders" aus.

Die in Lagos tätige Sicherheitsberatungsfirma Control Risks erklärte in einem von AFP eingesehenen Schreiben an ihre Kunden ebenfalls, dass es sich um einen Bombenanschlag handelte. Dabei seien vier Menschen getötet worden. Aufgrund von Augenzeugenberichten werde davon ausgegangen, dass es sich um ein von Islamisten verübtes Attentat handele, sagte der Ostafrikaexperte von Control Risks, Roddy Barclay, AFP.

Seit dem 25. Juni hat die Regierung von Lagos die Sicherheitsvorkehrungen an strategischen Standorten innerhalb der Stadt verschärft. Laut den Gesundheitsbehörden wurden neue Krankenwagen und zusätzliche Blutkonserven angeschafft, die Rettungsdienste in Bereitschaftsmodus versetzt. Begründet wurde dies mit einem nationalen Alarmzustand, nicht mit einer besonderen Bedrohungslage in Lagos selbst.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP

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