74 Tote, 2000 Verletzte in Ägypten Bilanz nach vier Tagen Unruhen
06.02.2012, 12:36 Uhr
Auf dem Tahrir-Platz in Kairo.
(Foto: AP)
Am vergangenen Mittwoch waren bei Krawalle in einem Fußballstadion in Port Said 74 Menschen ums Leben gekommen. Regierungsgegner vermuten, dass Schlägertrupps des Innenministeriums die Krawalle provoziert haben. Bei den nachfolgenden Protesten werden weitere 7 Menschen getötet und etwa 2000 verletzt.
Die Lage in Kairo hat sich nach rund um das ägyptische Innenministerium beruhigt. Nach Angaben von Augenzeugen standen zwar noch mehrere Dutzend Demonstranten in Gruppen zusammen. Es flogen jedoch keine Steine mehr, auch die Tränengas-Attacken der Polizei hörten auf.
Das Nachrichtenportal der regierungsnahen Zeitung "Al-Ahram" meldete, ein weiterer Demonstrant sei am Morgen an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Seit dem Beginn der Ausschreitungen am Donnerstag starben sieben Zivilisten, wie es aus Sicherheitskreisen hieß. Etwa 2000 Menschen wurden verletzt, darunter etwa 200 Angehörige der Sicherheitskräfte.
Auslöser der jüngsten Welle von Gewalt waren Krawalle in einem Fußballstadion in der Stadt Port Said. Dabei waren am vergangenen Mittwoch 74 Menschen ums Leben gekommen. Gegner des Militärrates, der nach dem Abgang von Präsident Husni Mubarak vor einem Jahr die Macht hat, vermuten, dass die Katastrophe in dem Stadion von Schlägertrupps des Innenministeriums provoziert wurde.
Kritik am Vorgehen gegen Stiftungen
Derweil haben die USA von der ägyptischen Regierung Aufklärung über die anstehenden Prozesse verlangt, die sich gegen zahlreiche Mitglieder von Nicht-Regierungsorganisationen richten. "Wir sind sehr besorgt über diese Informationen", sagte die Sprecherin von US-Außenministerien Hillary Clinton, Victoria Nuland. "Wir ersuchen um Klärung bei der ägyptischen Regierung." Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle kritisierte die Praxis der Kairo Regierung in diesem Zusammenhang als "in keiner Weise akzeptabel". Er wolle sich dafür einsetzen, dass die politischen Stiftungen ihre Arbeit wie bisher fortsetzen können.
Am Wochenende hatte das Kairoer Justizministerium mitgeteilt, dass sich etwa 40 Mitarbeiter von Menschenrechtsorganisationen und Stiftungen wegen angeblich verbotener Aktivitäten vor Gericht verantworten müssen. Die Beschuldigten würden in Kairo vor Gericht gestellt. Einer der betroffenen Bürger sei Sam LaHood, Sohn des US-Verkehrsministers Ray LaHood. Er zeichnete für das ägyptische Büro des International Republican Institute verantwortlich. Über alle Beschuldigten sei ein Ausreiseverbot verhängt worden.
Die ägyptische Polizei hatte im Dezember die Büros von 17 Menschenrechts- und durchsucht, darunter die Konrad-Adenauer-Stiftung sowie mehrere US-Institutionen. Hintergrund der Razzien waren Ermittlungen im Zusammenhang mit der Finanzierung der Einrichtungen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP