Politik

Redaktion widerspricht Wulff "Bild" will Anruf veröffentlichen

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(Foto: dpa)

Die "Bild"-Zeitung widerspricht der Aussage von Bundespräsident Wulff, er habe mit seinem Anruf bei Chefredakteur Diekmann eine Berichterstattung zu seiner Hausfinanzierung nicht verhindern wollen. Um in dieser Frage Aufklärung zu erlangen, erbittet das Blatt Wulffs Zustimmung, den Inhalt seiner Nachricht auf Diekmanns Mailbox veröffentlichen zu dürfen.

Die "Bild"-Zeitung will die umstrittenen Äußerungen von Bundespräsident Christian Wulff auf der Mailbox von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann veröffentlichen. Diekmann bat den Bundespräsidenten deshalb schriftlich, diesem Schritt zuzustimmen.

Der damalige Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Christian Wulff, sowie "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann (l.-r.) sprechen am 06.07.2006 in Berlin während des Sommerfestes der Zeitung miteinander.

Der damalige Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Christian Wulff, sowie "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann (l.-r.) sprechen am 06.07.2006 in Berlin während des Sommerfestes der Zeitung miteinander.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Wir möchten dies nicht ohne Ihre Zustimmung tun und bitten Sie deshalb im Sinne der von Ihnen angesprochenen Transparenz um Ihr Einverständnis zur Veröffentlichung." Ebenfalls im Sinne dieser Transparenz kündigt Diekmann Wulff an, bereits diese Anfrage zu veröffentlichen. Das tat die Zeitung dann auch. Eine Reaktion des Präsidialamtes liegt noch nicht vor.

Mit Verwunderung habe "Bild" zur Kenntnis genommen, wonach es ihm nicht darum gegangen sei, die Berichterstattung über den umstrittenen Hauskredit zu verhindern, sondern diese nur um einen Tag zu verschieben, heißt es in dem Schreiben an den Bundespräsidenten. Um möglicherweise entstandene Missverständnisse auszuräumen, "halten wir es deshalb für notwendig, den Wortlaut Ihrer Nachricht zu veröffentlichen".

Andere Wahrnehmung

Zuvor hatte bereits Nikolaus Blome, der Leiter des Hauptstadt-Büros der "Bild"-Zeitung, im Deutschlandfunk der Aussage von Wulff widersprochen, er habe mit seinem eine Berichterstattung zu der Kredit-Affäre nicht verhindern wollen. "Das haben wir damals deutlich anders wahrgenommen. Es war ein Anruf, der ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstattung zu unterbinden."

Ob der Anruf als Drohung verstanden werden könne oder nicht, sei vielleicht eine Geschmacksfrage, sagte Blome. "Aber klar war das Ziel dieses Anrufes, die Absicht und das Motiv, nämlich: diese Berichterstattung, diesen ersten Breaking-Bericht über die Finanzierung seines privaten Hauses, zu unterbinden."

Wulff war in dem Fernsehinterview am Mittwochabend gefragt worden, ob es nicht für einen Bundespräsidenten tabu sein müsse, unliebsame Berichterstattung verhindern zu wollen. "Ich habe nicht versucht, sie zu verhindern. Ich habe darum gebeten, einen Tag abzuwarten", sagte er dazu.

Einmal wurde verschoben

Diekmann nimmt in seinem Schreiben ebenfalls ausdrücklich dazu Stellung. Er betont, dass das Blatt der Bitte um Aufschub bereits einmal entsprochen habe, um die Antworten von Wulffs Sprecher Olaf Glaeseker abzuwarten. Allerdings seien diese Antworten dann "kurz vor Redaktionsschluss" überraschend wieder zurückgezogen worden.

Die "Bild"-Zeitung veröffentlichte eine entsprechende Mail, in der Glaeseker darüber informiert wird, dass das Blatt "gerne bereit" sei, "die Veröffentlichung um einen Tag zu verschieben", nämlich vom 11. Dezember auf den 12. Dezember 16.00 Uhr. Tatsächlich veröffentlichte die Zeitung die Geschichte über Wulffs Privatkredit und die Fragestunde im niedersächsischen Landtag dann am Abend des 12. Dezember beziehungsweise in der Print-Ausgabe von 13. Dezember.

Der umstrittene Anruf wird in der Stellungnahme, die Wulffs Anwälte zu den Vorwürfen gegen den Bundespräsidenten veröffentlich haben nicht behandelt. Dazu verweisen die Anwälte auf Wulffs öffentliche Erklärungen.

Wulff steht in der Affäre seit Tagen unter besonderem Druck, seit bekannt wurde, dass er persönlich vor Erscheinen des kritischen Artikels bei Diekmann angerufen hat. Dabei hatte er der Zeitung zufolge dem verantwortlichen Redakteur mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht, sollte ein Beitrag über seinen umstrittenen Kredit veröffentlicht werden. Wulff hat nach Medienberichten in dem Telefonat mit einem endgültigen Bruch mit dem Springer-Verlag gedroht, falls der Bericht gedruckt werde. In dem Interview nannte Wulff seinen Anruf einen schweren Fehler und entschuldigte sich dafür.

Hier Wulffs TV-Interview als Video, hier als Text in voller Länge.

Quelle: ntv.de, dpa

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