Seals drohen mit Konsequenzen Bin Ladens Todesschütze gibt Identität preis
06.11.2014, 09:40 Uhr
In über 400 Einsätzen für die Elitetruppe der Navy Seals wurde O'Neill insgesamt 52 Mal ausgezeichnet.
(Foto: Twitter/DailyMail)
Im Mai 2011 stirbt Osama bin Laden durch Kugeln der US-Elitetruppe Navy Seals. Jetzt lüftet der Schütze von damals das Geheimnis um seine Identität. Rob O'Neill erntet für seine Enthüllung Kritik von früheren Kollegen. Doch er hat für den Vorstoß einen guten Grund.
Der US-Elitesoldat, der den Al-Kaida-Führer Osama bin Laden erschossen hat, hat seine Identität preisgegeben. Demnach handelt es sich um den 38-jährigen Rob O'Neill, ein hochdekorierter Navy-Seals-Veteran der nun nach 16 Jahren Militärdienst seine Laufbahn beendet hat. Dies berichtete der Vater des Soldaten gegenüber britischen Zeitung "Daily Mail".

Wegen seines verfrühten Ausscheidens aus dem Militärdienst drohen O'Neill Kürzungen bei seinen Bezügen.
(Foto: Twitter)
Der Soldat gilt als einer der bislang profiliertesten der Elitetruppe, könnte nun jedoch wegen der Preisgabe seiner Identität Ablehnung von früheren Kollegen erfahren. O'Neill wurde für die Tötung bin Ladens im Mai 2011 im pakistanischen Abbottabad ausgezeichnet. Eigenen Angaben zufolge soll er dem Terroristenführer dabei dreimal aus nächster Nähe in die Stirn geschossen haben. Zuvor hieß es, bin Laden sei von drei Soldaten gleichzeitig erschossen worden. Der Seals-Einsatz wurde in dem Film "Zero Dark Thirty" von Hollywood aufgegriffen
Vater Tom O'Neill sagte, dass sein Sohn sich entschieden habe, seine Identität zu enthüllen, da ihm wegen eines frühzeitigen Ausscheidens aus dem Militärdienst nach 16 statt nach 20 Jahren Kürzungen bei seinen Bezügen bevorstünden. In einem für Mitte des Monats beim US-Sender Fox News geplanten Interview will der Ex-Soldat aus dem Bundesstaat Montana noch mehr Details zu seiner Laufbahn bekanntgeben. Ingesamt war er an über 400 Kampfeinsätzen beteiligt und 52 Mal ausgezeichnet worden. Darunter war angeblich auch die Befreiung des Frachters "Maersk Alabama" aus der Gewalt somalischer Piraten. Der Einsatz wurde ebenfalls von Hollywood in dem Film "Captain Phillips" verarbeitet.
O'Neill erntet Kritik von Navy Seals
In dem Interview sagte Vater O'Neill der Daily Mail: "Die Leute fragen mich, ob wir Angst davor haben, dass der IS kommt und uns holt, weil Rob an die Öffentlichkeit geht. Ich meine, dass ich ihnen ein großes Zielkreuz auf unsere Haustür male und ihnen sage, dass sie ruhig kommen sollen." Tom O'Neil und sein Sohn sind begeisterte Jäger, deren Garage laut Daily Mail voll mit Trophäen von durch die beiden erlegte Tiere ist.
Doch O'Neills Bekanntmachung rief auch einige Kritik hervor. In einem offenen Brief an derzeitige und ehemalige Seals machen die beiden Militärs Michael Magaraci und Brian Losey deutlich, dass sie das "Schweigegelübde" für einen der wichtigsten Eckpfeiler der Truppe halten. "Ein wichtiger Grundzug unseres Ethos ist 'Ich werbe weder für die Art und Weise meiner Arbeit, noch suche ich Anerkennung für meine Taten'", wie es hieß. O'Neills Entscheidung sei eine Schande für die Seals und rechtliche Konsequenzen nicht ausgeschlossen, erklärten Magaraci und Losey.
O'Neills Vater hatte für die Kritik jedoch kein Verständnis: "Er darf nicht sprechen, aber die blasen ins lauteste Horn, um ihn zum Schweigen zu bringen", sagte er. Rob O'Neill fürchtet demnach wegen seines verfrühten Ausscheidens vor allem den Verlust seiner Krankenversicherung und Rentenansprüche.
"Lieber gegen IS kämpfen"
In einem früheren Interview hatte Sohn O'Neill bereits den Umgang mit Veteranen in den USA beklagt. Angeblich habe man ihm für seine Zeit nach der Armee einen Job als Bierlieferant in Michigan angeboten, die er mit der Arbeit von Menschen aus Zeugenschutzprogrammen verglich. Stattdessen entschied sich O'Neill, künftig als Motivationstrainer mit offizieller Biografie aufzutreten. Bislang hielt er schon mehrere Vorträge in verschiedenen Städten der USA.
O'Neil ist bereits das zweite Mitglied der 23-köpfigen Seals-Truppe, die bin Laden eliminierte, das seine Identität preisgibt. Bei dem anderen handelt es sich um Matthew Bisonnette. Nachdem er einen detaillierten Bericht über die Nacht des Einsatzes veröffentlichte, schlug ihm unmittelbar der Unmut des Pentagon und seiner Seal-Kollegen entgegen.
Zuletzt sagte er, dass die Zeit nach seiner Enthüllung enorm belastend gewesen sei. "Ich würde eher zurückfliegen und von Angesicht zu Angesicht gegen IS kämpfen, als nochmal die letzten beiden Jahre zu durchleben", sagte Bisonnette dem Sender CBS.
Quelle: ntv.de, bwe