Schwere Gefechte in Nigeria Boko Haram attackiert Millionenstadt
26.01.2015, 00:43 Uhr
Der Terror von Boko Haram hält Nigeria in Atem. (Archivbild)
(Foto: AP)
Die islamistische Terrororganisation Boko Haram hat die nigerianische Millionenstadt Maiduguri angegriffen. Die Armee konnte die Angreifer zurückdrängen. Die Gefechte überschatten den Besuch von US-Außenminister Kerry im Vorfeld der Wahlen im Februar.
Die islamistische Terrororganisation Boko Haram hat am Wochenende die Millionenstadt Maiduguri im Nordosten Nigerias angegriffen. Die Streitkräfte konnten die Attacke auf die Hauptstadt des Bundesstaats Borno abwehren, mussten aber die nahegelegene Kleinstadt Monguno aufgeben. Den strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkt brachten die Extremisten in ihre Gewalt.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen übernahmen die Extremisten nach mehrstündigen Gefechten die Kontrolle über Monguno. Boko Haram habe auch die Militärkasernen der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Zahlreiche Einwohner seien in Richtung Maiduguri geflohen und müssten nun unter Aufsicht der Armee vor den Toren der Stadt ausharren, berichtete ein Augenzeuge.
Die nigerianischen Streitkräfte bestätigten den Doppel-Angriff von Boko Haram auf Maiduguri und Monguno via Twitter. Die Zeitung «Premium Times» berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, es habe bei dem Kampf um Maiduguri seit Samstagabend viele Tote gegeben. Wie die Zeitung «Vanguard» berichtete, sollen mindestens 65 Menschen getötet worden seien, unter ihnen 53 Angreifer und zwölf Zivilisten.
Wahlen sollen wie geplant stattfinden
Über Maiduguri, wo rund 1,2 Millionen Menschen leben, wurde «bis auf weiteres» eine Ausgangssperre verhängt. Die Großstadt wurde seit Samstagabend von Hunderten Boko-Haram-Kämpfern unter Feuer genommen. Die Streitkräfte gingen mit Bodentruppen und der Luftwaffe gegen die Angreifer vor.
Die schweren Kämpfe überschatten den Besuch von US-Außenminister John Kerry, der am Sonntag in der Wirtschaftsmetropole Lagos zu Gesprächen mit Präsident Goodluck Jonathan und Oppositionsführer Muhammadu Buhari eingetroffen war. Drei Wochen vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im ölreichen Nigeria betonte Kerry, dass die Abhaltung friedlicher Wahlen am 14. Februar "absolut entscheidend" sei.
Angesichts der äußersten Brutalität der islamistischen Aufständischen im Nordosten ist die Lage angespannt. Hunderttausende Flüchtlinge in der Region könnten von den Wahlen ausgeschlossen werden. Weil rund 30 Millionen Wahlscheine bislang nicht verteilt werden konnten, hatte der nationale Sicherheitsberater Nigerias, Sambo Dasuki, zuletzt eine Verschiebung des Urnengangs gefordert. Die Wahlkommission hält bisher an dem Wahltermin fest.
Kerry bot Nigeria weitere Unterstützung an. "Wir sind bereit, mehr zu tun", sagte der US-Außenminister. Dies hänge allerdings von der Organisation "transparenter und friedlicher" Wahlen ab. Präsident Jonathan, der eine weitere Amtszeit anstrebt, sagte, die Regierung werde sich für einen friedlichen Urnengang einsetzen.
Die USA beobachten das Erstarken von Boko Haram mit großer Sorge. Erst unlängst hatte Kerry die Islamisten «eine der abscheulichsten und bedrohlichsten Terrorgruppen der Welt» genannt. Boko Haram will in der Region im Nordosten Nigerias und in angrenzenden Gebieten Kameruns einen grenzübergreifenden sogenannten Gottesstaat mit strenger Auslegung des islamischen Rechts gründen.
Bei einem Boko-Haram-Angriff auf das Dorf Kambari nahe Maiduguri wurden am Samstag mindestens 15 Menschen getötet. Laut Sicherheitskräften und Augenzeugen waren unter den Toten der Dorfvorsteher und mehrere Kinder. Der Ort ging demnach vollständig in Flammen auf. Wenige Wochen zuvor hatten die islamistischen Extremisten die Kleinstadt Baga angegriffen und dabei in der Region Hunderte Menschen getötet und Zehntausende in die Flucht getrieben. Schätzungen zufolge sind bei Angriffen und Anschlägen der Organisation im Nordosten Nigerias seit 2009 mehr als 15 000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als eine Million Menschen sind vor den Kämpfen in andere Landesteile oder Nachbarländer geflohen.
Quelle: ntv.de, jwa/dpa