Kokablätter kauen statt UN-Konvention Bolivien kündigt Drogenvertrag
02.07.2011, 12:51 UhrIn Bolivien werden Kokablätter gekaut. Das verstößt gegen die Drogenkonvention der Vereinten Nationen. Das Land kündigt die Vereinbarung - um im kommenden Jahr mit Einschränkungen wieder einzutreten.
Bolivien ist aus der UN-Drogenkonvention ausgetreten, um die Tradition des Koka-Kauens im Andenland zu wahren. Die Kündigung des Vertrags sei zum 1. Juli am New Yorker UN-Sitz eingereicht worden, bestätigte das Außenministerium in La Paz.
Nach sechs Monaten wird der Austritt am 1. Januar 2012 gültig. Unmittelbar danach will Bolivien der UN-Konvention wieder beitreten, aber unter Vorbehalt des Artikels 49, der das Kauen von Kokablättern verbietet. Damit will die Regierung klarstellen, dass sie sich weiter im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel engagiert, doch das allgemein im Land verbreitete Koka-Kauen nicht verpönen wird.
Unkontrolliertes Wachstum?
Der Neubeitritt Boliviens muss dann bis Ende 2012 von zwei Drittel der 192-Mitgliedsstaaten angenommen werden, was aber von diplomatischen Kreisen als unproblematisch eingeschätzt wird. Oppositionskreise in Bolivien befürchten, dass die Aussetzung des Vertrags einen unkontrolliertes Wachstum des Koka-Anbaus fördern wird, was von der Regierung energisch bestritten wird. Nach letzter UN-Schätzung beträgt die Koka-Anbaufläche in Bolivien 30 900 Hektar, von denen etwa 12 000 Hektar für den lokalen Blätter-Konsum erlaubt sind, während der Rest den illegalen Kokainmarkt beliefert.
In den Anden sind die Koka-Blätter seit Jahrhunderten ein Genussmittel und gelten unter anderem als hilfreich gegen die Höhenkrankheit.
Quelle: ntv.de, dpa