Schwarz-grüne Sondierung in Hessen Bouffier und Al-Wazir kommen sich näher
07.10.2013, 22:35 Uhr
Der Grünen-Vorsitzende Al-Wazir und CDU-Ministerpräsident Bouffier brachten jeweils eine Parteifreundin mit zur Sondierung.
(Foto: dpa)
In Hessen sind rechnerisch viele Koalitionen denkbar. Besondere Aufmerksamkeit wird wegen der bundespolitischen Brisanz dem Treffen von CDU und Grünen zuteil. Die frühere Feindschaft dieser Parteien im Land könnte einer Koalition im Wege stehen.
Drei Tage vor der ersten schwarz-grünen Sondierung im Bund haben CDU und Grüne in Hessen miteinander gesprochen. Der CDU-Landesvorsitzende und Ministerpräsident Volker Bouffier sprach von einem "konstruktiven Gespräch". Alle Beteiligten seien "mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache", ergänzte der Grünen-Landesvorsitzende Tarek Al-Wazir.

Bouffier (r.) und Al-Wazir betonten nach ihrem Treffen einige Gemeinsamkeiten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Beide verneinten aber, dass eine Vorentscheidung über die Regierungsbildung gefallen sei. Die einst verfeindeten Parteien vereinbarten aber ein zweites Treffen. "Unter dem Strich haben sich die Gespräche gelohnt", sagte Bouffier. Unter Bezug auf eine mögliche Koalition mit den Grünen sagte er: "Ich halte es für möglich." Im zweiten Gespräch am kommenden Dienstag wolle man "intensiver in einzelne Arbeitsfelder hineingehen."
An dem Treffen nahmen auch Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) und die Grünen-Spitzenkandidatin Angela Dorn teil. Der Kreis war kleiner als bei Bouffiers sehr förmlicher erster Sondierung mit dem hessischen SPD-Vorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel vergangene Woche. Bouffier und Al-Wazir gingen gemeinsam vor die Kamera, was Schäfer-Gümbel abgelehnt hatte.
Rot-Rot-Grün will am Dienstag sondieren
In Hessen kann weder Schwarz-Gelb noch Rot-Grün regieren. Möglich ist eine Koalition der CDU als stärkster Partei mit SPD oder den Grünen. "Es ist verfrüht zu sagen, ob es mit Sozialdemokraten oder Grünen gelingt" sagte Bouffier. Auch ein Bündnis von Rot-Grün mit der Linkspartei ist möglich. Diese Konstellation wollen die Parteien an diesem Dienstag erkunden.
Am Mittwoch wollen Union und SPD sich zum zweiten Mal zu einem Sondierungsgespräch treffen. Ebenfalls möglich ist eine Ampel-Koalition, doch die FDP schließt ein Bündnis mit anderen Parteien als der CDU aus. In Berlin wollen Union und Grüne am Donnerstag erstmals eine Regierungsbildung ausloten.
Vor allem Verkehrsfragen trennen die Parteien
Puttrich und Al-Wazir haben schon bei Verhandlungen über die Energiewende in Hessen gut kooperiert. "Wir haben für beide Parteien feststellen können, dass die Ergebnisse des hessischen Energiegipfels gelten", sagte der Grünen-Chef. Er sah auch Gemeinsames bei Bildung, Sozialpolitik und Kinderbetreuung. Bei Autobahnen, Infrastruktur, beim Fluglärm in Frankfurt sei man weit auseinander, sagte Bouffier.
An das schwierige Verhältnis von Union und Grünen in Hessen erinnerten beide Parteiführer, aber ohne Schärfe. "Da sind die Wege weit", sagte Bouffier. "Es gibt eine lange Geschichte großer inhaltlicher Unterschiede zwischen den Parteien, und die ist nicht von einem Tag auf den anderen verschwunden", sagte Al-Wazir.
Quelle: ntv.de, dpa/rts