Auflösung der irakischen Armee Bremer zeigt seine Briefe
04.09.2007, 20:44 UhrMit einer gezielten Indiskretion hat der ehemalige US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, eine "Erinnerungslücke" von Präsident George W. Bush geschlossen. Bremer stellte der "New York Times" einen Briefwechsel mit Bush zur Verfügung, aus dem hervorgeht, dass Bush rechtzeitig von der Absicht Bremers wusste, die irakische Armee und die Sicherheitskräfte aufzulösen. Auszüge des Briefwechsels erschienen am Dienstag in der Zeitung.
Die Auflösung der irakischen Armee ist bis heute eine der umstrittensten Entscheidungen der US-Zivilverwaltung nach dem Sturz von Ex-Machthaber Saddam Hussein. Aus Sicht von Kritikern trug dieser Schritt maßgeblich zu Chaos und Gewalt bei, da die nun arbeitslosen Soldaten nicht in neue Sicherheitsorgane integriert wurden.
Bremer reagierte auf das gerade erschienene Buch "Dead Certain. The Presidency of George Bush" von Robert Draper. In einem Interview mit Draper erweckt Bush nach Angaben der "New York Times" den Eindruck, dass ihn die Auflösung der irakischen Armee überrascht habe. Politik sei es gewesen, die Armee intakt zu lassen. Dies sei aber nicht geschehen, sagte Bush. "Ja, ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber ich bin mir sicher, dass ich gesagt habe: Das ist unsere Politik, was ist passiert?"
Ex-Zivilverwalter Bremer wehrt sich jetzt gegen diese Darstellung. Er habe die Regierung rechtzeitig nach seiner Amtsübernahme am 6. Mai 2003 informiert. In einem Brief an Bush vom 20. Mai kündigte Bremer an, ehemalige Mitglieder der Baath-Partei von Saddam nicht nur aus Regierungsämtern entfernen, sondern parallel dazu noch schärfere Maßnahmen wie die Auflösung der Armee angehen zu wollen. Bush schrieb einen Tag später eine kurze Dankesnotiz: "Sie haben meine volle Unterstützung und mein volles Vertrauen". Bremer erließ noch am selben Tag eine Verordnung und befahl die Auflösung der Armee.
Nach Angaben des Blattes geht aus dem Briefwechsel dennoch nicht hervor, dass Bush die Auflösung der Armee billigte. Bremer sagte der "New York Times", dass er den Entwurf seines Erlasses an Spitzenbeamte des Verteidigungsministeriums gesandt habe und ihn mehrfach mit dem ehemaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld besprochen habe.
Quelle: ntv.de