Börsensteuer laut EU 2012 möglich Brüssel brüskiert Schäuble
13.06.2012, 10:07 UhrDie EU-Kommission liefert neuen Zündstoff für das Spitzentreffen von Bundesregierung und Opposition zum Fiskalpakt. Finanzminister Schäuble verärgerte mit seiner Aussage, die Finanztransaktionssteuer lasse sich nicht mehr in dieser Legislaturperiode auf den Weg bringen. Brüssel behauptet nun das Gegenteil.

Die EU-Kommission unter ihrem Präsident José Manuel Barroso beweist immer wieder, dass sie einen eigenen Kopf hat.
(Foto: REUTERS)
Die EU-Kommission hält einem Medienbericht zufolge einen Beschluss über die Einführung einer Finanztransaktionssteuer noch in diesem Jahr für möglich. Voraussetzung sei, dass beim Treffen der EU-Finanzminister kommende Woche oder im Juli von mindestens neun Ländern ein entsprechender Antrag gestellt werde, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf das Umfeld von Steuerkommissar Algirdas Semeta. Erhoben werden könnte die Steuer demnach aber erst Anfang 2014 und damit nach der Bundestagswahl, da umfangreiche Vorarbeiten nötig wären.
Im EU-Vertrag ist die Möglichkeit einer "verstärkten Zusammenarbeit" vorgesehen. Sie erlaubt einer Gruppe von mindestens neun Staaten, in der Gesetzgebung voranzugehen. Genau neun Länder - darunter Deutschland, Frankreich und Österreich - hatten sich bereits Ende vergangenen Jahres gemeinsam für die Finanztransaktionssteuer starkgemacht, wollten zunächst aber noch alle Hebel für einen Beschluss der 27 EU-Mitglieder in Bewegung setzen.
Die Einschätzung der EU-Kommission sorgt für neuen Zündstoff kurz vor entscheidenden Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition zum Fiskalpakt an diesem Mittwoch. Bundesfinanzminister , dass eine Einigung über eine Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene noch in dieser Wahlperiode zu schaffen ist und löste damit heftigen Protest bei der Opposition aus. Die Bundesregierung hatte ihr da schon zugesichert, dass sie die Finanztransaktionssteuer umsetzen werde. Der Zeitung zufolge sagte ein Sprecher des Finanzministeriums, Schäuble bemühe sich, bis Ende kommender Woche neun Unterstützerstaaten zusammenzubekommen. Ob das gelingt, sei aber noch offen. Ferner sei zweifelhaft, ob die erforderlichen Schritte innerhalb der EU binnen sechs Monaten zu schaffen seien. Schäuble lasse deshalb parallel prüfen, ob es einen anderen Weg gebe, der schneller sei.
SPD-Linke stellt weitere Forderungen
Unabhängig von der jüngsten Meldung der EU-Kommission ist die Stimmung kurz vor dem Spitzentreffen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Fraktions- und Parteichefs der Bundestagsparteien aufgeheizt. Der Zeitplan ist straff: Die Bundesregierung will den Fiskalpakt zusammen mit dem Rettungsschirm ESM noch vor der Sommerpause beschließen. Dem Pakt müssen aber sowohl der Bundestag als auch der Bundesrat mit Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen. Die Regierung ist daher auf Stimmen der Opposition angewiesen. Und die knüpft ihr Ja
SPD und Grüne fordern auch seit der Äußerung Schäubles und eines Zudem pochen sie unter anderem auch auf Wachstumsprogramme und eine Abkehr vom strikten Sparkurs der Bundesregierung.
Zuletzt machte der linke Parteiflügel der SPD durch weitere Forderungen auf sich aufmerksam. "So wie das jetzt vorgesehen ist, kann man dem nicht zustimmen", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), Klaus Barthel, der "Berliner Zeitung". Seine Partei könne nicht zufrieden sein, wenn "der Misthaufen mit roten Geranien bepflanzt wird". Die Sprecherin der Demokratischen Linken, Hilde Mattheis, forderte, die SPD müsse die Bedingungen für eine Zustimmung "deutlich nachschärfen".
Schon bei früheren Gesprächen konnten sich Regierung und Opposition nur geringfügig annähern. Angesichts der jüngsten Forderungen der Parteilinken droht nun der SPD-Führung auf ihrem kleinen Parteitag am Samstag heftiger Gegenwind von der Basis. Sollten sich die SPD-Linken durchsetzen, wäre eine Einigung von Koalition und Opposition vor der Sommerpause noch unwahrscheinlicher.
Quelle: ntv.de, ieh/rts