Sri Lankas Armee rückt vor Bürgerkrieg vor Entscheidung?
16.11.2008, 17:50 UhrNach der Rückeroberung der gesamten Westküste steht Sri Lankas Armee vor dem Marsch auf die Rebellenhauptstadt Kilinochchi. Experten befürchten für diesen Fall die schwersten Kämpfe auf der Insel seit Ausbruch des Konflikts vor 25 Jahren. Präsident Mahinda Rajapaksa forderte die Befreiungstiger von Tamil Elam (LTTE) erneut auf, die Waffen niederzulegen. Dies sei der größte Dienst, den sie Sri Lanka erweisen könnten. Zugleich warnte die Regierung aber auch vor neuen Selbstmordanschlägen der Rebellen in der Hauptstadt Colombo.
Begleitet von heftigen Gefechten hat die srilankische Armee in den vergangenen Tagen die Einnahme der strategisch wichtigen Region Pooneryn gemeldet, eine Hochburg der Tamilen-Tiger. Ihr nächstes Ziel dürfte die Hauptstadt der Aufständischen sein. Das Militär ist nun in der Lage, Kilinochchi von drei Seiten anzugreifen. Der Kampf um die Stadt werde brutal sein, warnte der Sicherheitsexperte Iqbal Athas. "Die Rebellen werden alles in die Verteidigung Kilinochchis werfen." Die Armee steht nach eigenen Angaben derzeit bereits am Rande der Stadt, die rund 330 Kilometer nördlich von Colombo liegt. Die Rebellen waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Nachschub unterbrochen
Mit dem Verlust der Westküste ist der LTTE eine wichtige Nachschubroute weggebrochen. "Die Tiger werden nicht mehr in der Lage sein, Kriegsmaterial aus ihren geheimen Lagern im Süden Indiens an die Westküste zu bringen", sagte ein Armeesprecher. Nach früheren Angaben der Rebellen steht ihnen nur noch der Hafen Mullaitivu im Osten der Insel zum Schmuggeln von Waffen zur Verfügung. Allerdings sind die meisten ihrer Schiffe von der Armee zerstört worden.
Anschläge befürchtet
Viele Beobachter befürchten schwere Vergeltungsaktionen. Die Regierung warnte die Bevölkerung am Wochenende bereits vor neuen Selbstmordanschlägen der Tamilen-Rebellen. Allein in Clomobo sind seit Ende August sieben Bomben hochgegangen. Vor knapp drei Wochen griffen die Aufständischen mit ihrer improvisierten Luftwaffe ein Elektrizitätswerk in der Stadt an.
Die Tamilentiger kämpfen auf der Insel im Indischen Ozean für einen eigenen Staat. Bei den seit einem Vierteljahrhundert andauernden Auseinandersetzungen kamen bislang mindestens 70.000 Menschen ums Leben.
Quelle: ntv.de