Politik

Zwei-Wege-Modell CDU für Ende der Hauptschule

Über Jahrzehnte hielt die Union am dreigliedrigen Schulsystem fest. Vor allem sinkende Schülerzahlen bringen die CDU zum Umdenken. Sie will die Hauptschule abschaffen, auch wenn es interne Kritik gibt. Damit sei die CDU in der Realität angekommen, lobt die Opposition.

Schüler einer Hauptschule in Arnsberg.

Schüler einer Hauptschule in Arnsberg.

(Foto: dpa)

Die CDU-Spitze setzt sich für ein zweigliedriges Schulsystem ohne Hauptschule ein. Der CDU-Bundesvorstand beschloss ein neues Bildungskonzept, das neben Gymnasien nur noch sogenannte Oberschulen vorsieht. Heftige Kritik an den Plänen übte die Schwesterpartei CSU.

Die CDU trete "für eine Reduzierung der Schulformen und die Einführung des Zwei-Wege-Modells in allen Ländern ein: Gymnasium und Oberschule", heißt es in dem Konzept. Neben dem Gymnasium sei die Oberschule "ein weiterer und gleichwertiger Bildungsweg, der Hauptschul- und Realschulgang miteinander verbindet." Derzeit gebe es zu viele "Schulformen, die Eltern, Schüler und Lehrer gleichermaßen verwirren, die Vergleichbarkeit innerhalb und zwischen den Ländern erschweren und die Mobilität behindern". Die CDU begründete die geplanten Änderungen unter anderem mit rückläufigen Schülerzahlen und "wachsenden Anforderungen" an die Schulen.

Mit dem Rückgang der Schülerzahlen sei die Frage verbunden, wie es gelingen könne, ein "wohnortnahes, differenziertes, leistungsfähiges Bildungssystem zu entwickeln", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Sie leitet die CDU-Bildungskommission, die die Vorschläge erarbeitet hatte. Darüber soll auf einem CDU-Parteitag im November in Leipzig beraten werden. Zahlreiche Bundesländer, darunter auch CDU-geführte Länder wie Sachsen, setzen bereits auf ein zweigliedriges Schulsystem.

Die Abschaffung der Hauptschule als Kernschulart sei der falsche Schritt, sagte hingegen Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Eine Pädagogik, die für alle das Gleiche vorsehe, sei "ein Stück Retro-Pädagogik". Trotz des Schülermangels müsse die Hauptschule als zusätzliche Schulform mit dem Fokus auf der vertieften Berufsorientierung erhalten bleiben.

Kritik kam auch von Hessens Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP). Sie halte die von Bundesbildungsministerin Schavan angestoßene Schulstruktur-Debatte für falsch, sagte sie.

Abstimmung mit den Füßen

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte zu den CDU-Plänen, diese kämen spät, seien aber doch erfreulich. Die Eltern hätten längst "mit den Füßen abgestimmt", sagte sie mit Blick auf den Rückgang bei Anmeldungen zur Hauptschule. Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Rosemarie Hein, kritisierte, ein zweigliedriges Schulsystem könne "bestenfalls ein Zwischenschritt sein."

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nannte die Reformpläne der CDU einen "halbherzigen Schritt". Ebenso wenig wie am Gymnasium gerüttelt werde, würden die Sonder- und Förderschulen in Frage gestellt, erklärte GEW-Vorstandsmitglied Marianne Demmer. Wer aber ein Schulsystem wolle, "das alle Kinder bestmöglich fördert, darf dem Gymnasium und den Sonderschulen keine Bestandsgarantie geben."

Quelle: ntv.de, AFP

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