Atomprogramm und Lebensmittel Carter reist nach Nordkorea
26.04.2011, 08:14 UhrVier ehemalige Staats- und Regierungschefs, unter ihnen der ehemalige US-Präsident Carter, reisen nach Nordkorea. Sie hoffen auf ein Gespräch mit Machthaber Kim und seinem Sohn. Dabei will sich die Delegation auf das umstrittene Atomprogramm und die Lebensmittelkrise des Landes konzentrieren.
Der frühere US-Präsident Jimmy Carter will mit einem Besuch im kommunistischen Nordkorea helfen, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu verringern. Der Friedensnobelpreisträger und drei weitere ehemalige Staats- und Regierungschefs trafen in Pjöngjang ein, wie die staatlichen nordkoreanischen Medien berichteten. Sie seien nach der Ankunft mit Außenminister Pak Ui Chun zusammengekommen. Details wurden zunächst nicht bekannt. Carter hofft auch auf ein Treffen mit dem Militärmachthaber Kim Jong Il.
Südkoreas Außenminister Kim Sung Hwan äußerte sich skeptisch zu den Friedensbemühungen der Delegation. "Wir haben keine zu hohen Erwartungen", sagte Kim in Seoul. "Ich denke, es gibt keinen Grund für Nordkorea und uns, einen Dialog über eine dritte Partei zu führen." Die Reise der vier Altpolitiker sei rein privater Natur.
Der 86-jährige Carter, der vom früheren finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari, der ehemaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Brundtland und Irlands Ex-Präsidentin Mary Robinson begleitet wird, will am Donnerstag auch in Seoul Gespräche führen.
Hoffnung auf Treffen mit Kim
Im Vorfeld hieß es, die vier Staatsleute hofften auf ein Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il und dessen Sohn und mutmaßlichem Nachfolger, . Es sei aber nichts im Vorfeld arrangiert worden.
Die Delegation will sich bei ihren Gesprächen auf Nordkoreas umstrittenes Atomwaffenprogramm, die Menschenrechtslage und die Bedürfnisse des isolierten Landes angesichts der Nahrungsmittelknappheit konzentrieren. Nach UN-Angaben sind sechs Millionen Nordkoreaner und damit ein Viertel der Bevölkerung dringend auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Er und seine Begleiter wollten möglichst dazu beitragen, "die Spannungen zu verringern und den Parteien helfen, die Kernprobleme, darunter die Denuklearisierung, zu lösen", hatte Carter angekündigt.
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hatten sich seit dem Beschuss einer zu Südkorea gehörenden Insel im November durch die nordkoreanische Küstenartillerie deutlich verschärft. Seoul fordert von Pjöngjang unter anderem eine Entschuldigung für den Vorfall, bevor ein dauerhafter Dialog zustande kommen kann.
US-Bürger in nordkoreanischer Haft
Im August 2010 hatte Carter bei einem Besuch in Nordkorea die Freilassung eines inhaftierten Landsmannes erreicht, der wegen unerlaubter Einreise zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden war. Seit rund einem halben Jahr ist in Nordkorea ein weiterer US-Bürger inhaftiert, dem Pjöngjang bisher nicht näher bezeichnete "Verbrechen" vorwirft. Nach Berichten südkoreanischer Medien war er wegen unerlaubter missionarischer Betätigung festgenommen worden.
Unterdessen traf der chinesische Sonderbeauftragte für die koreanische Halbinsel, Wu Dawei, zu Gesprächen über die Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm in Seoul ein. Die sogenannten Sechs-Länder-Gespräche zwischen Nordkorea, den USA, China, Südkorea, Japan und Russland sind seit Ende 2008 nicht mehr fortgesetzt worden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP