Familie und EU belogen China richtet "Spion" hin
29.11.2008, 14:08 UhrDie überraschende Hinrichtung des angeblichen Spions Wo Weihan in China hat international Empörung ausgelöst. Das österreichische Außenministerium bestellte den chinesischen Geschäftsträger ein. Außen-Staatssekretär Hans Winkler bezeichnete das chinesische Vorgehen bei der Unterredung als "schweren Vertrauensbruch, der durch nichts zu rechtfertigen" sei.
Die Regierung in Wien hatte sich für eine Begnadigung Wos stark gemacht, der jahrelang in Österreich gearbeitet hat und dessen zwei Töchter die österreichische Staatsangehörigkeit besitzen. Österreich sei "vor allem von der unmenschlichen Vorgehensweise, auch gegenüber der Familie des Verurteilten, enttäuscht".
Nach Angaben des Wiener Außenministeriums sind im Verfahren gegen Wo, dem Spionage für Taiwan vorgeworfen wurde, "nicht nur internationale menschenrechtliche Standards verletzt, sondern auch die EU und die Familienmitglieder durch falsche und widersprüchliche Informationen irregeleitet worden".
Geständnis erzwungen
Auch die Europäische Union verurteilte die Hinrichtung des Geschäftsmannes "aufs Schärfste". Die USA beklagten, dass das Geständnis des Unternehmers erzwungen und die Vorwürfe der Spionage für Taiwan zweifelhaft gewesen seien. "Wir sind zutiefst beunruhigt und bestürzt", sagte eine Sprecherin der US-Botschaft.
Die beiden Töchter, die die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, kritisierten Chinas Justizbehörden ebenfalls. Weder der Vater noch die Familie hätten von der unmittelbar bevorstehenden Hinrichtung gewusst. "Wir sind in die Irre geleitet und zu falschen Hoffnungen veranlasst worden. Uns wurde das fundamentale Recht auf Information verwehrt", heißt es in einer in Peking verbreiteten Erklärung. Die Fehlinformationen des Pekinger Außenministeriums gegenüber Österreich, der EU und der Ratspräsidentschaft Frankreich seien "hinterhältig und schändlich" gewesen.
Einen Tag vor Hinrichtung weiteres Treffen versprochen
Bei einem Treffen am Donnerstag - das erste seit der Festnahme ihres Vaters vor vier Jahren - sei ihnen eine weitere Begegnung in Aussicht gestellt worden sei. Doch sei Österreichs Botschaft am Freitag informiert worden, dass Wo Weihan schon am Morgen durch Erschießen hingerichtet worden sei. "Die Hinrichtung erfolgte heimlich, während wir hofften", beklagten die Töchter.
Die französische EU-Ratspräsidentschaft teilte mit: "Die Hinrichtung untergräbt ernsthaft den Geist des Vertrauens und gegenseitigen Respekts, der für den Menschenrechtsdialog zwischen der EU und China notwendig ist." Die EU sei "empört" über die Exekution, die sofort nach Abschluss der jüngsten Gesprächsrunde in Peking erfolgt sei.
Quelle: ntv.de