Politik

"Wo ist Ai Weiwei?" China soll Künstler freilassen

Der weltweit bekannte Künstler Ai Weiwei, der auch oft in Deutschland war, wurde am 3. April in Peking festgenommen und ist seitdem verschwunden. Der offizielle Vorwurf gegen ihn lautet nach Behördenangaben auf "Wirtschaftsverbrechen". Nun setzen sich hochrangige deutsche Politiker für ihn ein.

Ausdruck der Solidarität: ein Bild von Ai Weiwei an einer Wand in Berlin.

Ausdruck der Solidarität: ein Bild von Ai Weiwei an einer Wand in Berlin.

(Foto: dpa)

Mehr Solidarität von deutschen Museen für den inhaftierten chinesischen Künstler Ai Weiwei hat der Direktor des Londoner Kunstmuseums Tate Modern gefordert. Im Rahmen der Ausstellung "Kunst der Aufklärung" in Peking müssten deutsche Kunst- und Kultureinrichtungen viel mehr auf die Situation von Ai Weiwei aufmerksam machen, sagte Chris Dercon im Deutschlandradio Kultur.

Im Interesse der internationalen Beziehungen sei es wichtig, "dass man nicht so zögert und (...) Aktionen und Initiative entwickelt". Es sei nicht klug zu sagen: "Wir müssen aufpassen - das bedeutet: Wir haben Angst." Der beste Weg sei gegenüber China selbstbewusst aufzutreten und direkt zu fragen: "Wo ist Ai Weiwei?"

Aufklärung tut not

Die Schau "Kunst der Aufklärung" mit Werken aus den Staatlichen Sammlungen in Berlin, Dresden und München war am 1. April im Beisein von Außenminister Guido Westerwelle im renovierten Nationalmuseum von Peking eröffnet worden. Kurz darauf war der regimekritische Künstler Ai Weiwei festgenommen worden. Im Museum Tate Modern läuft noch bis Mai eine Ausstellung von Ai Weiwei, für die er 100 Millionen handgemachte Sonnenblumenkerne aus Porzellan entworfen hat.

Der Belgier Chris Dercon ist erst seit April 2011 Chef der Tate Modern in London. Vorher war er mehr als sieben Jahre lang Direktor am "Haus der Kunst" in München. Auch nach seinem Abschied will Dercon der Isarmetropole verbunden bleiben, etwa um Freunde und Ausstellungen zu besuchen. Schon vor seinem Amtsantritt habe er die Tate Modern in London verpflichtet, deutsche Zeitungen zu abonnieren. "Ich liebe es, deutsche Feuilletons zu lesen."

Deutsche Politiker fordern Freilassung

Auch deutsche Politiker setzen sich für die Freilassung des regimekritischen Künstlers ein. Außenminister Gudio Westerwelle (FDP) sagte der "Bild"-Zeitung: "Ich erwarte, dass Ai Weiwei umgehend frei gelassen wird." Er betonte: "Für uns sind das Recht, seine Meinung frei zu äußern, und die Freiheit der Kunst ein sehr hohes Gut. Das haben wir der chinesischen Seite klar gesagt und die Aufklärung des Vorfalls verlangt." SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte dem Blatt: "Die Freiheit von Künstlern und kritischen und auch unbequemen Intellektuellen ist ein wichtiger Gradmesser für die Entwicklung jedes Landes. Deshalb fordern wir die unverzügliche Freilassung von Ai Weiwei. Kunst und Kultur leben von Freiheit, auch in China."

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP) betonte: "Wir erwarten, dass die Regierung in Peking Ai Weiwei und andere Dissidenten unverzüglich freilässt." Grünen-Parteichefin Claudia Roth meinte: "Wenn die Machthaber in Peking den berühmtesten Künstler Chinas einfach verschwinden lassen, reißen sie sich selbst die Maske vom Gesicht. China muss erklären: Wo ist Ai Weiwei? Was wird ihm konkret vorgeworfen, und wie wird das Verfahren ablaufen?"

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier erklärte: "Die Verhaftung Ai Weiweis schadet China. Ich appelliere an die chinesische Führung, Ai Weiwei schnellstmöglich freizulassen und künstlerische wie persönliche Freiheit nicht länger zu beschneiden."

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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