Tödliche Grenz-Schlägerei China und Indien um "Abkühlung" bemüht
17.06.2020, 17:35 Uhr
Auf den Zwischenfall mit mehr als 20 Toten an der Grenze folgte nun ein versöhnliches Telefonat..
(Foto: picture alliance / dpa)
An der Grenze gehen indische und chinesische Soldaten mit Fäusten und Stöcken aufeinander los. Am Ende sind mehrere Menschen tot. Bereits seit einiger Zeit schwelt zwischen beiden Ländern ein Grenzstreit. Nun haben die Spitzendiplomaten der benachbarten Atommächte miteinander telefoniert.
Nach dem Zwischenfall an der chinesisch-indischen Grenze mit mehreren Toten sind beide Staaten um Entspannung bemüht. Bei bei einer Telefonkonferenz hätten beide Seiten zugestimmt, mit den Ereignissen im Galwan-Tal "fair umzugehen", die "Abkühlung" so schnell wie möglich zu erreichen und den Frieden in den Grenzregionen im Himalaya zu erhalten, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums.
Die Volksrepublik wolle keine weiteren Zusammenstöße, hieß es aus dem chinesischen Außenministerium weiter. Derzeit sei die Lage an der Grenze im Himalaya stabil und unter Kontrolle. Ähnlich äußerte sich das indische Außenministerium. Keine Seite werde Schritte unternehmen, um die Lage zu eskalieren, sondern Frieden und Ruhe gewährleisten.
Der chinesische Spitzendiplomat Wang Yi und der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar berieten nach Angaben beider Staaten am Telefon über den Vorfall. Wang habe gesagt, Indien solle diejenigen hart bestrafen, die für den Konflikt verantwortlich sind und seine Grenzsoldaten kontrollieren, teilte das chinesische Außenministerium nach dem Telefonat mit. Das indische Außenministerium erklärte, Jaishankar habe seinen Protest ausgedrückt. China habe versucht, eine Struktur auf indisch kontrolliertem Gebiet zu errichten.
An der 3500 Kilometer langen Grenze zwischen Indien und China, deren genauer Verlauf in mehreren Gebieten umstritten ist, hatten die Spannungen zuletzt stark zugenommen. Peking beansprucht etwa 90.000 Quadratkilometer eines Gebiets für sich, das sich unter der Kontrolle Neu Delhis befindet. Im Jahr 1962 führten die beiden Atommächte einen kurzen Krieg um die Grenze im Himalaya.
Schlägerei mit Schlagstöcken und Steinen
Beide Atommächte werfen einander vor, für den tödlichen Zwischenfall am Montag im entlegenen Galwan-Tal verantwortlich zu sein. Nach indischer Darstellung kam es zu einer Schlägerei zwischen Soldaten beider Staaten. Chinesische Soldaten seien mit Schlagstöcken und Steinen auf die indischen Soldaten losgegangen. Mindestens 20 Inder seien ums Leben gekommen. Auch chinesische Soldaten sollen getötet worden sein.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte, der Vorfall habe sich ereignet, als indische Soldaten "die Linie überschritten, illegal gehandelt, Chinesen provoziert und angegriffen haben". Dies habe zu einem ernsten Konflikt zwischen beiden Seiten, zu Verletzungen und Tod geführt. Von Opfern auf chinesischer Seite sei ihm nichts bekannt. Indische Medien hatten von mindestens 45 Verletzten oder Toten auf chinesischer Seite berichtet.
"Wir provozieren niemals jemanden", sagte Indiens Ministerpräsident Narendra Modi im Fernsehen. "Es sollte kein Zweifel darüber bestehen, dass Indien Frieden will. Aber wenn Indien provoziert wird, wird es eine angemessene Antwort geben."
China und Indien hatten sich 1962 einen kurzen Grenzkrieg geliefert. Sie haben die Streitigkeiten über den Grenzverlauf seither nicht beigelegt. Schüsse sind in den vergangenen Jahren nicht gefallen, es kam aber immer wieder zu Handgreiflichkeiten.
Quelle: ntv.de, khe/rts/AFP