Gerüchte über Putschversuch China verschärft Internetzensur
12.04.2012, 12:09 UhrBinnen eines Monats schalten Chinas Behörden 42 Internetseiten ab und löschen mehr als 210.000 Kommentare in Blogs. Damit reagieren sie auf Gerüchte über einen Putschversuch, in den auch der einst aufstrebende Politiker Bo Xilai verwickelt sein soll.

Bo Xilai war einst ein aufstrebender Politiker. Jetzt steht er im Mittelpunkt des wohl größten Skandals in Chinas jüngerer Geschichte.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach Gerüchten über einen Putschversuch haben die chinesischen Behörden die Internetzensur deutlich verschärft. Innerhalb eines Monats schalteten sie insgesamt 42 Internetseiten ab und löschten mehr als 210.000 Kommentare in Internet-Blogs.
Die Gerüchte über einen Staatsstreich waren entstanden, weil der aufstrebende Politiker Bo Xilai als Chef der Kommunistischen Partei in der südwestlichen Metropole Chongquing entlassen worden war. Die Entlassung Bos, der einst als aussichtsreicher Kandidat für einen Sitz im Ständigen Ausschuss des mächtigen nur 25-köpfigen Politbüros galt, wurde von Beobachtern als ein Zeichen für einen massiven Richtungsstreit innerhalb der Partei gewertet.
Anfang der Woche wurde Bo dann ganz aus dem Politbüro ausgeschlossen - laut Xinhua wegen mutmaßlicher "schwerer Disziplinarvergehen". Dieser Begriff wird in China in der Regel im Zusammenhang mit Korruptionsdelikten verwendet. Die Polizei leitete darüber hinaus Ermittlungen gegen Bos Frau Gu Kailai im Zusammenhang mit der Ermordung eines britischen Geschäftsmannes in Chongqing ein.
Nach den Gerüchten über einen angeblichen Staatsstreich, die nach Bos Entlassung aufgekommen waren, hatte China die Internet-Zensur massiv verschärft. Anfang April mussten etwa zwei beliebte Kurznachrichtendienste kurzzeitig ihre Kommentar-Funktionen sperren. Sechs Menschen wurden festgenommen.
Zum Verhängnis wurde Bo offenbar seine enge Verbindung zum Polizeichef von Chongqing, Wang Lijun. Dieser hatte Bo lange als rechte Hand im Kampf gegen die Korruption gedient, war Anfang Februar jedoch entlassen worden. Nach unbestätigten Berichten soll Lijun Belastungsmaterial gegen seinen früheren Chef und dessen Frau haben, den er als "größten Mafia-Boss" beschrieben haben soll.
Quelle: ntv.de, ieh/AFP