Politik

Moskau widerspricht Co-Pilot: Wir wurden nicht gewarnt

Auch mehr als 24 Stunden nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets ist der genaue Hergang unklar. Während die Türkei und die Nato eine Luftraumverletzung anführen, bestreitet Russland dies - und lässt nun den Co-Piloten sprechen.

Nach dem Abschuss des russischen Kampfjets durch die Türkei stellt der überlebende Co-Pilot die bisherigen Angaben Ankaras zum Vorfall infrage. "Es gab keinerlei Warnung, keinen Austausch über Funk, keinen Sichtkontakt, überhaupt keinen Kontakt", sagte er im russischen Fernsehen. "Wenn sie uns hätten warnen wollen, hätten sie neben uns herfliegen können". Zudem habe die Maschine den türkischen Luftraum nicht verletzt. Er könne "dies vollständig ausschließen, sogar für eine Sekunde", sagte Pilot Konstantin Murachtin.

Seine Maschine sei am Heck getroffen worden, als sie zu auf dem Rückweg zum Luftwaffenstützpunkt Hmeimim im Nordwesten Syriens gewesen sei, sagte Murachtin weiter. Er und der zweite Pilot konnten sich zwar über den Schleudersitz retten. Das zweite Besatzungsmitglied war bei dem Zwischenfall ums Leben gekommen. Offenbar wurde er vom Boden aus erschossen, als er sich mit dem Fallschirm rettete.

Muraktin konnte hingegen von einer Kommando-Einheit in einer zwölfstündigen Operation gerettet worden. Er befinde sich auf der russischen Basis Hamaimim südlich von Latakia in Syrien, sagte Präsident Wladimir Putin. Zudem kündigte er zum Schutz der Basis die Verlegung des Flugabwehrraketensystems S-400 nach Hamaimim an.

"17 Sekunden"

Unmittelbar nach dem Vorfall hatte die Türkei mitgeteilt, das russische Flugzeug beim Eindringen in den türkischen Luftraum zehnmal innerhalb von Minuten gewarnt zu haben. Erst dann sei die Maschine vom Typ SU-24 abgeschossen worden.

Der türkische Botschafter bei der UNO, Halit Cevik, sagte, dass die Maschine gut zwei Kilometer in den türkischen Luftraum hineingeflogen und sich dort 17 Sekunden aufgehalten habe. Ein US-Militärvertreter bestätigte dies; es sei aber unklar, ob die türkische Luftwaffe während der Luftraumverletzung geschossen habe oder erst, als die russischen Maschinen wieder über Syrien waren.

Russland bestreitet die Angaben. Es gebe "ernsthafte Zweifel" daran, dass der Abschuss "spontan" erfolgt sei. Vielmehr handle es sich um eine "geplante Provokation", sagte Außenminister Sergej Lawrow. Der Vorfall bleibe "völlig inakzeptabel" und Moskau werde seine Beziehungen zur Türkei "ernsthaft überprüfen", fügte Lawrow hinzu.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

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