Politik

Von Bayern zum Hindukusch Cüneyt C. wurde beobachtet

Der angebliche Selbstmordattentäter aus Bayern war dem Verfassungsschutz bereits seit Jahren wegen seiner Verbindungen zur islamistischen Szene bekannt. Dies teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in München mit. Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft hatte der 28-Jährige auch Kontakt zu einer deutschen Terrorzelle der "Islamischen Dschihad Union", die bei der Vorbereitung von Anschlägen vor einem halben Jahr im Sauerland ausgehoben wurde.

Weder Herrmann noch die Karlsruher Ermittler konnten allerdings bestätigen, dass der Türke Cüneyt C. aus dem bayerischen Ansbach tatsächlich der Attentäter ist, der sich Anfang März in Afghanistan in die Luft sprengte und dabei vier Menschen in den Tod riss. Die Bemühungen um eine Identifizierung gestalteten sich schwierig und würden möglicherweise noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft.

Die usbekische "Islamische Dschihad Union" hatte sich auf ihrer Internet-Seite mit dem Anschlag auf den US-Stützpunkt im ostafghanischen Chost am 3. März gebrüstet und die Tat dem in Freising geborenen und zuletzt in Ansbach wohnenden Familienvater zugeordnet. Bei dem Foto auf der Website handelt es sich nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft tatsächlich um C. - was freilich seine Täterschaft nicht beweist.

In Sicherheitskreisen hält man es auch für möglich, dass sich die "Dschihad Union" zu Propagandazwecken mit der Tat brüstet. Zwar hatte C. nach Angaben der Bundesanwaltschaft Kontakt zu einem der drei Männer, die Anfang September bei der Planung von Anschlägen im Sauerland verhaftet wurden. Dass Islamisten untereinander Kontakt hätten, sei aber nichts Ungewöhnliches: "Wenn Sie Islamisten in Deutschland haben, dann kennen die sich im Zweifel. Das ist nicht verwunderlich", sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Frank Wallenta. Gegen den Mann sei nicht ermittelt worden.

Der Sohn türkischer Eltern fiel den bayerischen Behörden erstmals 2004 durch seine Kontakte und Besuche der Milli-Görüs-Bewegung (IGMG) auf. Später seien dann auch Kontakte zu der radikal-islamischen Gemeinschaft Tablighi Jamaat bekanntgeworden. Für eine Einbürgerung habe der Mann zwar die formalen Voraussetzungen erfüllt. Jedoch hätten die Sicherheitsbehörden Bedenken gehabt, sagte Herrmann. Vor etwa einem Jahr habe C. seinen Antrag dann zurückgezogen und Ansbach kurz darauf mit unbekanntem Ziel verlassen. "Er hat also gemerkt, dass er im Fokus der deutschen Sicherheitsbehörden stand."

Ein IGMG-Vorstandsmitglied bestätigte, dass der 28-Jährige regelmäßig eine Moschee in Ansbach besuchte. Vor einem Jahr sei der Kontakt verloren gegangen. Über sein Schicksal und das seiner Familie wisse man nichts. Nach Angaben der Behörden ist C. mit einer Türkin verheiratet; das Ehepaar habe zwei Kindern im Alter von zwei und drei Jahren. Seit 2000 besaß der Türke eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis.

Quelle: ntv.de

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