Politik

Neues Duo Das sind Peter und Özdemir

Sie müssen jetzt die Grünen ordnen: Özdemir und Peter.

Sie müssen jetzt die Grünen ordnen: Özdemir und Peter.

(Foto: dpa)

Die Grünen haben ein neues Spitzenduo. Auf einem Parteitag in Berlin wählten sie am Samstag die saarländische Politikerin Simone Peter zur neuen Parteivorsitzenden und Nachfolgerin von Claudia Roth. Parteichef Cem Özdemir wurde im Amt bestätigt. Doch wer sind die beiden? Hier die Kurzpoträts.

Cem Özdemir

Der 47-jährige Diplom-Sozialpädagoge ist der einzige aus der bisherigen Führungsriege der Grünen, der sein Amt behält. Seit 2008 ist der "anatolische Schwabe", wie er sich selbst einmal genannt hat, Vorsitzender der Partei - und steht seither für einen strammen Realo-Kurs. Rasch hat er denn auch nach dem Scheitern der schwarz-grünen Sondierungen verkündet, dass er weitere Gespräche mit der Union für denkbar halte, sollte die jetzt angestrebte große Koalition doch nicht zustande kommen. Neben Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist er damit derjenige, der innerhalb der Grünen-Spitze am deutlichsten für Schwarz-Grün wirbt.

Vor den Delegierten mahnte Özdemir am Samstag die Partei zur Geschlossenheit, ermunterte aber zugleich zur offenen Debatte: "Wir wollen in Zukunft wieder mehr miteinander streiten, aber hier auf dem Parteitag." Einen Dämpfer erhielt er bei der Wiederwahl zum Parteivorsitz trotzdem: Mit 71,4 Prozent blieb er weit hinter seinem vorangegangenen Ergebnis von 2012 zurück. Damals hatte er 83,3 Prozent eingefahren.

Özdemir sitzt jetzt wieder im Bundestag, dem er zuletzt von 1994 bis 2002 angehört hatte. Damals zog er sich wegen der Affäre um die private Nutzung von Bonusmeilen aus dem Parlament zurück, bevor ihm zwei Jahre später der Sprung ins Europaparlament gelang. Den Wiedereinzug in den Bundestag verpasste er 2009 schon im Vorfeld: Die Delegierten verweigerten ihm bei der Kandidatenaufstellung einen sicheren Listenplatz. Dies war nicht der letzte Denkzettel für Özdemir, wie sich am Samstag in Berlin zeigte.

Simone Peter

Die saarländische Grünen-Fraktionsvize erzielte mit knapp 76 Prozent ein kaum besseres Ergebnis als Özdemir. Das mag damit zusammenhängen, dass sie bundespolitisch bislang kaum in Erscheinung getreten ist. Berlin ist für sie aber kein unbekanntes Terrain: Nach einem Engagement bei der Europäischen Vereinigung für erneuerbare Energien in Bonn ging die gebürtige Saarländerin 2004 nach Berlin und baute dort die Agentur für erneuerbare Energien mit auf.

2009 wechselte sie als Landesministerin für Umwelt, Energie und Verkehr in die ungewöhnliche Koalition von CDU, FDP und Grünen im Saarland. Nach dem Ende der Jamaika-Koalition und vorgezogenen Landtagswahlen im vergangenen Jahr war Peter der weibliche Part der zweiköpfigen Grünen-Fraktion im Saarbrücker Landtag.

Nun will sich die 47-jährige Mutter eines Sohnes im Grundschulalter ganz auf ihre neue Aufgabe in Berlin konzentrieren. Das Zeug dafür dürfte sie mitbringen: Ihre Leidenschaft und ihr Engagement für die grüne Sache beschreiben politische Mitstreiter wie Gegner als authentisch. "Lasst uns unser Profil schärfen und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen", kündigte sie am Samstag an. Aufgewachsen ist die neue Grünen-Chefin in einem sozialdemokratischen Elternhaus. Ihre Mutter, Brunhilde Peter, war bis Anfang der neunziger Jahre Landesministerin unter dem damaligen SPD-Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine.

Simone Peter gilt als freundlich und offen im Umgang, bei der Parteibasis im kleinen Saarland ist sie beliebt. Mit 90,6 Prozent der Stimmen machten die Grünen sie 2012 zur Spitzenkandidatin im Landtagswahlkampf. Innerparteilich aber kam sie am grünen Platzhirschen an der Saar, dem Partei- und Fraktionsvorsitzenden Hubert Ulrich, bisher nicht vorbei. 2012 unterlag sie bei der Entscheidung über den Ko-Vorsitz der Landespartei gegen eine langjährige Vertraute Ulrichs. Nun bleibt abzuwarten, wie sie sich als Nachfolgerin der langjährigen Grünen-Chefin Claudia Roth schlägt.

Quelle: ntv.de, dpa

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