Großer Zapfenstreich für Merkel "Demokratie lebt davon, dass Toleranz auch Grenzen hat"
02.12.2021, 19:03 Uhr
Mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet die Bundeswehr Kanzlerin Merkel nach 16 Jahren aus dem Amt. Die Regierungschefin ruft zur Verteidigung der Demokratie auf und wünscht ihrem Nachfolger eine glückliche Hand.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei ihrer Verabschiedung aus dem Amt beim Großen Zapfenstreich eindringlich zur Verteidigung der Demokratie aufgerufen. "Unsere Demokratie lebt von der Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und zur Selbstkorrektur", sagte sie. "Sie lebt vom steten Ausgleich der Interessen und von dem Respekt voreinander. Sie lebt von Solidarität und Vertrauen." Dazu gehöre auch das Vertrauen in Fakten.
Wo wissenschaftliche Erkenntnis geleugnet, Verschwörungstheorien und Hetze verbreitet werden, "muss Widerstand laut werden". Weiter sagte sie: "Unsere Demokratie lebt auch davon, dass überall da, wo Hass und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen erachtet werden, unsere Toleranz als Demokratinnen und Demokraten ihre Grenze finden muss."
Mit Blick auf die Finanzkrise sowie die Flüchtlingsbewegungen sagte sie, es sei deutlich geworden, wie sehr die Welt auf Zusammenarbeit angewiesen sei. "Ich möchte dazu ermutigen, die Welt immer auch mit den Augen des Anderen zu sehen" und die vielleicht "unbequemen und gegensätzlichen Perspektiven des Gegenübers wahrzunehmen, sich für den Ausgleich der Interessen einzusetzen".
Sie blicke mit "Dankbarkeit und Demut" auf ihre 16 Amtsjahre. Es seien "ereignisreiche und oft herausfordernde Jahre" gewesen, die sie "politisch und menschlich gefordert", aber "zugleich erfüllt" hätten.
Zum Abschluss ihrer 16 Jahre währenden Amtszeit wird sie von der Bundeswehr mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Die Zeremonie ist die höchste Form militärischer Ehrerweisung deutscher Soldatinnen und Soldaten und vor allem Bundespräsidenten, Kanzlern und Verteidigungsministern vorbehalten.
Gespielt wurden auch persönlich ausgewählte Musikstücke der Geehrten. Merkel hatte sich den DDR-Hit "Du hast den Farbfilm vergessen" von Nina Hagen gewünscht. Dies "Lied war ein Highlight meiner Jugend, die ja bekanntermaßen in der DDR stattfand", hatte sie am Nachmittag gesagt. "Zufällig spielt es in einer Region, die früher mein Wahlkreis war." Außerdem wünschte sie sich den Chanson "Für mich soll's rote Rosen regnen" von Hildegard Knef sowie das Kirchenlied "Großer Gott, wir loben dich".
Unter den Gästen waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der designierte künftige Bundeskanzler Olaf Scholz. Ihm und seiner Regierung wünschte Merkel in ihrer Rede vor dem Beginn der eigentlichen Zeremonie "alles, alles Gute und eine glückliche Hand und viel Erfolg".
Quelle: ntv.de, jwu/ses/dpa/AFP