Politik

Ostermärsche der Friedensbewegung Demonstranten unterstützen Grass

Nach heftiger Kritik aus der nationalen Politik und einem Einreiseverbot für Israel bekommt der deutsche Schriftsteller Grass Rückendeckung. Etliche Teilnehmer der traditionellen Ostermärsche widmen ihm ihre Redezeit und loben sein Israel-kritisches Gedicht als ein Appell gegen Präventivkriege.

Die Botschaften der Friedensbewegung waren klar - obwohl sich nur wenige Aktivisten an den Märschen beteiligten.

Die Botschaften der Friedensbewegung waren klar - obwohl sich nur wenige Aktivisten an den Märschen beteiligten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der von Günter Grass bestimmt auch die Ostermärsche der Friedensbewegung. Auf den Kundgebungen habe es viel Zustimmung zur Haltung von Grass gegeben, nach der es kein Recht auf präventive Militärangriffe gebe, teilten die Organisatoren mit. Dass Israel gegen Grass habe, sei ein "unmögliches Verfahren", sagte der Sprecher der Infostelle Ostermarsch, Willi van Ooyen.

Viele Demonstranten unterstützen laut van Ooyen die Haltung von Grass, nach der Präventivkriege geächtet werden müssten. Der Nahe Osten müsse umfassend demilitarisiert werden. "Was Grass angestoßen hat, kann nicht als antisemitisch unter den Teppich gekehrt werden", betonte van Ooyen. "Es war ein richtiges Wort von Grass". Er betonte, dass die Friedensbewegung in Israel dieselbe Haltung vertrete wie Grass.

Der Schriftsteller hatte in seinem am Mittwoch veröffentlichten Gedicht "Was gesagt werden muss" der israelischen Regierung vorgeworfen, mit ihrer Iran-Politik den Weltfrieden zu gefährden. Dabei ging es vor allem um die Möglichkeit eines Angriffs Israels auf iranische Atomanlagen.

Weitere Themen der Oster-Kundgebungen waren die Kritik am Bundeswehreinsatz in Afghanistan und an der NATO, die von Teilnehmern als "Kriegsbündnis" kritisiert wurde. Auch wurde an die Mordserie der rechtsextremen Terrorzelle NSU erinnert. Die Teilnehmer forderten ein Verbot rechtsextremer Organisationen.

Bundesweit sind dieses Jahr an den Ostertagen mehr als 70 Demonstrationen, Kundgebungen, Friedensgottesdienste und andere Aktionen geplant. Am Ostermontag finden die diesjährigen Ostermärsche ihren Abschluss. Größere Märschen sollen dann unter anderem in Frankfurt, Friedrichshafen, Hamburg, Kassel Nürnberg, Sassnitz und Wismar stattfinden.

Der Zulauf bei den Aktionen war bisher aber eher mäßig: An der Friedensradtour durch das Ruhrgebiet beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter etwa 100 Radler, zur Abschlusskundgebung in Bochum seien 200 bis 300 Menschen hinzugekommen. Eine Friedensfahrt auf Motorrädern in Köln lockte rund 60 Menschen an.

Die ersten Ostermärsche in der Bundesrepublik fanden 1960 statt. Damals hatten Pazifisten den Atomraketen-Übungsplatz Bergen-Hohne im Kreis Celle als Ziel eines dreitägigen Sternmarsches ausgesucht.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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