Politik

Staatliche Sprachkontrolle zu Hause Deutsch-Pflicht stößt auf wenig Gegenliebe

Der CSU-Vorstand berät über die umstrittene Forderung, Zuwanderer sollten daheim in der Familie deutsch sprechen. Was der Integration zuträglich sein sollte, löst nun eine von viel Spott begleitete Debatte aus.

In den eigenen vier Wänden will niemand zwangsweise ein Wörterbuch bemühen.

In den eigenen vier Wänden will niemand zwangsweise ein Wörterbuch bemühen.

(Foto: dpa)

In der von Spott begleiteten Debatte über einen Vorstoß zur Deutschpflicht in Familien hat die CSU vorsichtigen Beistand von dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach erhalten. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses sagte der "Passauer Neuen Presse", in dem Antrag der CSU gehe es "nicht um die Einführung einer Rechtspflicht, zu Hause deutsch zu sprechen". Das entscheide "ohnehin jede Familie individuell". Vielmehr wolle die CSU die Bedeutung von Sprachkenntnissen für eine erfolgreiche Integration, insbesondere von Kindern betonen, sagte Bosbach. Deutschkurse sowie die Integrationskurs-Verordnung zeigten, wie wichtig Deutschkenntnisse in Schule und Beruf seien.

Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Thomas Strobl lehnt die CSU-Idee indes rundweg ab. "Mein Verständnis von christdemokratischer Politik ist, dass wir uns zu dem, was in den vier Wänden einer Familie passiert, in äußerster Zurückhaltung üben", sagte er der dpa. "Privat bleibt privat." Zugleich machte Strobl klar, dass seiner Meinung nach jedes Kind, das in die Grundschule kommt, ausreichend deutsche Sprachkenntnisse haben müsse. "Hier müssen die Eltern ihrer Verantwortung gerecht werden." "Von staatlicher Sprachkontrolle zu Hause halte ich nichts", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn den "Ruhr Nachrichten". "Es schadet übrigens nicht, wenn Kinder zweisprachig aufwachsen", fügte er hinzu.

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer verteidigte die umstrittene Forderung seiner Partei. Man wolle keine Vorschrift, keine Pflicht und keine Kontrolle, sagte Scheuer der "Passauer Neuen Presse". Für die CSU gelte aber der Grundsatz, dass die deutsche Sprache der Hauptschlüssel zur Integration sei. Dagegen könne doch niemand etwas haben.

Der CSU-Vorstand will einen Leitantrag zum Thema Migration verabschieden, der auf dem Parteitag am kommenden Wochenende dann beschlossen werden soll. In dem von vielen Medien zitierten Antrag heißt es in der umstrittenen Passage: "Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen." Die CSU war für den bekannt gewordenen Vorstoß unter anderem als "Sprachpolizei" scharf kritisiert worden.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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