Deutscher Islamkritiker entführt Westerwelle sorgt sich um Abdel-Samad
25.11.2013, 18:51 Uhr
Hamed Abdel Samad wurde in Kairo entführt.
(Foto: dpa)
Die Bundesregierung ist besorgt, der Krisenstab des Auswärtigen Amts eingeschaltet: Am hellichten Tag verschwindet in Kairo der deutsch-ägyptische Autor Hamed Abdel Samad. Außenminister Westerwelle fordert Aufklärung über seinen Verbleib.
Der deutsch-ägyptische Autor Hamed Abdel Samad ist in Kairo entführt worden. Das meldet das ägyptische Nachrichtenportal Al-Yaum Al-Sabi' ("youm7") unter Berufung auf Samads Bruder Mahmud Abdel Samad. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen ermittelt die Polizei bereits gegen Unbekannt. Ein Beamter sagte, es sei nicht auszuschließen, dass radikale Extremisten für das Verschwinden des Publizisten verantwortlich seien.
Die Bundesregierung verlangte "schnellstmögliche" Aufklärung über das Schicksal des Publizisten. Laut "Bild"-Zeitung hat sich der amtierende Außenminister Guido Westerwelle persönlich in den Vermisstenfall eingeschaltet. Westerwelle sagte dem Blatt: "Ich bin in Sorge über das Schicksal von Hamed Abdel-Samad. Wir haben die ägyptische Regierung aufgefordert, alles Mögliche zu tun, um den Verbleib von Hamed Abdel-Samad zu klären und für seine Sicherheit zu sorgen."
Der deutsche Botschafter in Kairo, Michael Bock, nahm dazu nach Angaben des Auswärtigen Amts Kontakt mit der ägyptischen Regierung auf. In den Fall schaltete sich auch der Krisenstab des Auswärtigen Amts ein.
Samad fuhr allein zu einem Treffen

Mit Henryk M. Broder drehte Samad die "Deutschland Safari" (2010) und die "Europa Safari" (2012).
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach Angaben seines Bruders war Hamed Abdel Samad am Sonntagnachmittag ohne seine Leibwäc hter unterwegs. Diese sollen ihm von der Deutsche Botschaft zugewiesen worden sein, weil er wegen islamkritischer Veröffentlichungen in Ägypten Morddrohungen erhalten hatte. Das Auswärtige Amt bestätigte dies nicht. Ein Ministeriumssprecher sagte lediglich, es habe zwischen Samad und der Botschaft "Kontakte gegeben, bei der auch Fragen seiner persönlichen Sicherheit eine Rolle gespielt" hätten.
Offenbar hatte Samad eine Verabredung im Kairoer Al-Azhar-Park, die er ohne Leibwächter wahrnehmen wollte. Von unterwegs hatte er einem seiner Leibwächter per Handy gemeldet, dass ihm ein schwarzes Auto folge. Danach verlor sich seine Spur.
Der Azhar-Park ist eine prachtvolle künstliche Anlage am Rande der islamischen Altstadt von Kairo und nur über eine mehrspurige Autostraße zu erreichen. Der Park ist rundum mit Zäunen und Hecken abgegrenzt, der Eingang wird kontrolliert und Besucher müssen Eintritt bezahlen. Es ist unklar, ob Abdel Samad den Park überhaupt erreicht hat.
Samad zog Zorn ägyptischer Islamisten auf sich
Der 41 Jahre alte Hamed Abdel Samad lebt seit 18 Jahren in Deutschland und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Durch seine Schriften und Auftritte, in denen er die Ideologie des politischen Islam kritisiert hat, zog er den Zorn von manchen Islamisten in seiner früheren Heimat auf sich.
Im Zuge der Umbrüche in Ägypten war Samad unter anderem als Fernsehkommentator und Ägyptenexperte für viele Medien in Erscheinung getreten. 2010 tourte er mit Henryk M. Broder für die Doku-Serie "Entweder Broder" durch Deutschland.
Quelle: ntv.de, nsc/vpe/dpa