Politik

Schröder: "Großer Patriot" Deutsche Politiker zollen Kohl Respekt

In ihrer politisch aktiven Zeit waren sie sich nicht immer grün: Gerhard Schröder und Helmut Kohl.

In ihrer politisch aktiven Zeit waren sie sich nicht immer grün: Gerhard Schröder und Helmut Kohl.

(Foto: imago stock&people)

Die Nachricht vom Tod Helmut Kohls verbreitet sich im politischen Berlin wie ein Lauffeuer. Politiker aller Couleur melden sich zu Wort. Parteiübergreifend würdigen sie die Verdienste des ehemaligen Kanzlers für Deutschland und Europa.

Als CDU-Politiker und Regierungschef hat Helmut Kohl so manche Kontroverse mit seinen politischen Gegnern, aber auch im eigenen Lager ausgefochten. Doch nach der Nachricht von seinem Tod zollen die deutschen Politiker über alle Parteigrenzen hinweg dem Altkanzler Respekt.

Kohls direkter Nachfolger im Amt des Kanzlers, der frühere SPD-Chef Gerhard Schröder, würdigte Kohl als "großen Europäer und Patrioten". Schröder erklärte: "Die Einigung unseres Landes und unseres Kontinents wird auf alle Zeit auch mit seinem Namen verbunden bleiben." Trotz des harten Wahlkampfs im Jahr 1998 und fundamental unterschiedlicher Ansichten in vielen politischen Fragen habe er für Kohls "historische Leistung größten Respekt".

"Ein großer Staatsmann"

Der amtierende SPD-Vorsitzende Martin Schulz sagte mit Blick auf Kohl, er habe Anerkennung für dessen politisches Lebenswerk. Der verstorbene Altkanzler habe "historische Weichen für Deutschland und Europa gestellt und sich Verdienste erworben, die Bestand haben und nicht vergessen werden", erklärte Schulz in einem Schreiben an Kohls Witwe Maike Kohl-Richter. Es sei Kohls "Geistesgegenwart, seinem politischen Mut und seiner Führungsstärke zu verdanken, dass die Wiederherstellung der deutschen Einheit möglich wurde".

Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel nannte Kohl einen "großen Deutschen" und "großen Europäer". Er erklärte: "Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die Deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist." Das sei das "große Vermächtnis" Kohls. "Es ist ein wirklich großer Deutscher gestorben", so Gabriel.

"Widersprüchliches Erbe"

"Ein großer Europäer ist von uns gegangen", sagte unterdessen Grünen-Chef Cem Özdemir. "Sein Name wird für immer in Verbindung stehen mit einem der großartigsten Projekte der deutschen Nachkriegsgeschichte, der deutschen Wiedervereinigung", so Özdemir unter dem Applaus mehrerer hundert Delegierter auf einem Parteitag der Grünen in Berlin.

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner würdigte Kohl als "leidenschaftlichen Europäer". Der verstorbene Altkanzler habe "eine Generation politisch geprägt", schrieb Lindner bei Twitter. "Wir verneigen uns vor ihm."

Die Linken attestierten Kohl dagegen, ein "widersprüchliches Erbe" hinterlassen zu haben. "Helmut Kohl hat die Bundesrepublik vor dem Jahrtausendwechsel geprägt wie nur wenige andere politische Persönlichkeiten", hieß es in einer Erklärung der Vorsitzenden von Partei und Fraktion. "Er war ein überzeugter Europäer, der zugleich mit der Fehlkonstruktion der Währungsunion eine - von ihm nicht beabsichtigte - Entwicklung einleitete, die Europa heute in seine tiefste Krise bringt", so Katja Kipping, Bernd Riexinger, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch in ihrem gemeinsamen Statement.

"Persönlichkeit von historischer Größe"

Bundestagspräsident Norbert Lammert bezeichnete Kohl als "Persönlichkeit von historischer Größe". Kohl habe "entscheidend zu den glücklichsten Zeiten beigetragen, die wir Deutschen je hatten", so der CDU-Politiker. "Wir werden ihm das nie vergessen. Sein Vermächtnis, ein weltweit geachtetes Deutschland in einem friedlich geeinten Europa, bleibt die Richtschnur unseres Handelns und ist Auftrag für alle künftigen Generationen."

Die CDU twitterte unmittelbar nach Bekanntwerden des Tods ihres ehemaligen Vorsitzenden ein Schwarzweiß-Bild Kohls mit den Worten "Wir trauern". Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer sagte, Kohl sei ein "Ausnahmepolitiker" und "einer der ganz großen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, ein international hoch geschätzter Staatsmann und ein überzeugter Europäer" gewesen. "Sein Name wird auf alle Zeit verbunden bleiben mit der Wiedervereinigung unseres Vaterlands", so Seehofer.

Quelle: ntv.de, vpr/dpa

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