Politik und Wirtschaft Deutsche sind frustriert
26.12.2009, 17:34 Uhr
Auf der Zuschauertribüne des Berliner Reichstages verfolgen Schüler einer Berufsschule aus dem niedersächsischen Bersenbrück eine Bundestagsdebatte.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Nach dem Krisenjahr 2009 haben die Deutschen weniger Vertrauen in die Politik als je zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. 70 Prozent der Befragten einer Studie für die Bertelsmann Stiftung zählen weder auf die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft noch auf das Bildungssystem und das soziale Netz, wie die "Welt am Sonntag" berichtete. Fast jeder Zweite stelle deswegen die repräsentative Demokratie in Frage. "Selbst die soziale Marktwirtschaft wird längst nicht mehr so positiv gesehen wie früher", sagte Meinungsforscher Peter Kruse, Leiter des Bremer Unternehmens Nextpractice, das die Studie erstellte.
Weder das Bankenrettungspaket noch die Abwrackprämie seien in den Augen der Bürger geeignete Mittel gewesen, um die Krise zu bewältigen, berichtete die Zeitung weiter unter Berufung auf die Studie. Auch das Steuersenkungspaket sei für die meisten keine vertrauensbildende Maßnahme. Als wirksam werde dagegen die Entlastung der Familien bewertet. Auch Investitionen in Bildung und regenerative Energien erfüllten in den Augen der Befragten noch ihren Zweck.
"Hinter dem ganzen Frust wächst eine extreme Bereitschaft, sich zu beteiligen, aber nicht mehr auf den klassischen Wegen in den Parteien", folgerte Kruse. Die Menschen suchten nach neuen Formen des Mitmachens. "Partizipation ist das große Thema der nächsten Jahre", sagte er voraus. Eine neue Bewegung formiere sich: "Die wird noch stärker als die Ökologiebewegung der 80er Jahre."
Quelle: ntv.de, AFP