Politik

"Feiger Anschlag" Deutscher Soldat getötet

Ein deutscher Soldat ist in Nordafghanistan in der Nähe von Kundus getötet worden. Er geriet mit einer Patrouille in einen Hinterhalt, teilte die Bundeswehr mit. Die Bundeswehr-Soldaten waren mit Handfeuerwaffen und Granaten beschossen worden. Das Feuergefecht ereignete sich gegen 19.00 Uhr (Ortszeit). Die Angehörigen wurden informiert.

Außenminister Frank Walter Steinmeier hat die Tat als einen "feigen und heimtückischen Anschlag" verurteilt. Er zeige, "dass die Feinde einer friedlichen Entwicklung Afghanistans vor so grausamen Taten nicht zurückschrecken", sagte Steinmeier während seines Besuchs in Kundus. "Auch solche Anschläge dürfen uns nicht davon abhalten, unsere Arbeit für eine bessere Zukunft dieses geschundenen Volkes fortzusetzen." Bei dem Attentat wurden nach Steinmeiers Angaben in der Nähe des deutschen Feldlagers Kundus im Norden des Landes drei weitere Bundeswehrsoldaten verletzt.

Zuvor hatte bereits am Mittwochmorgen ein Selbstmord-Anschlag auf die deutschen Truppen den Besuch von Steinmeier überschattet. Bei dem Attentat, ebenfalls in der Nähe des deutschen Feldlagers, wurden nach offiziellen Angaben fünf Soldaten leicht verletzt. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. In Afghanistan sind mehr als 3800 deutsche Soldaten stationiert; bislang sind 31 Bundeswehrsoldaten bei dem Einsatz am Hindukusch ums Leben gekommen, elf von ihnen bei Anschlägen.

Offen blieb, ob die Anschläge in Zusammenhang mit der Steinmeier-Reise standen, wie von einem Taliban-Sprecher behauptet wurde. Aus Sicherheitsgründen war der vierte Afghanistan-Aufenthalt des Ministers – wie inzwischen üblich – bis zur letzten Minute geheim gehalten worden. Trotz des Anschlags ließ Steinmeier sein weiteres Reiseprogramm unverändert. Erst vor drei Wochen war bereits ein Afghanistan-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel von einem Angriff der Taliban überschattet worden. Wenige Minuten nach ihrer Abreise aus Kundus schlugen dort Raketen ein.

Jetzt erst recht

Nach Angaben der Bundeswehr sprengte sich der Attentäter neben einer Patrouille rund 15 Kilometer südlich von Kundus-Stadt in einem Auto in die Luft. Dabei wurde das schwer gepanzerte Fahrzeug der Patrouille beschädigt. Steinmeier sagte: "Natürlich lassen wir uns von solchen feigen Anschlägen nicht von unserem Engagement in und für Afghanistan abbringen." Umso mehr komme es jetzt darauf an, die Ausbildung von afghanischer Polizei und Armee weiter voranzubringen.

Hilfe geht in die Milliarden

In Kabul traf Steinmeier unter anderem mit Präsident Hamid Karsai zusammen, der sich ausdrücklich für die deutsche Unterstützung seit dem Sturz der Taliban 2001 bedankte. Der Gesamtwert der Hilfe wird bis 2011 eine Summe von 1,2 Milliarden Euro erreichen. Am international viel kritisierten Entwurf für ein neues Ehegesetz hält Karsai nach deutschen Angaben nicht mehr fest.

Dreiertreffen in Washington

Steinmeier unterstützte den neuen internationalen Ansatz für eine "regionale Lösung" gegen den islamischen Terrorismus, der neben Afghanistan auch Pakistan stärker einbezieht. "Solange das nicht der Fall ist, werden auch unsere Bemühungen in Afghanistan nur begrenzt erfolgreich sein." Dazu soll es in der ersten Mai-Woche in Washington ein Treffen Karsais und seines pakistanischen Kollegen Asif Ali Zardari bei US-Präsident Barack Obama in Washington geben. Auf der Rückreise will Karsai in Berlin Station machen.

Steinmeier sagte, er habe "große Hoffnungen" in das Dreiertreffen in Washington. Zugleich appellierte er an Pakistan, "mehr Anstrengungen unternehmen, um die islamistischen Kräfte im Norden zurückzudrängen." Das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan gilt als wichtigstes Rückzugsgebiet für islamistische Terroristen. In Afghanistan sind derzeit mehr als 70.000 Soldaten aus über 40 Nationen stationiert. Bis zur Präsidentenwahl im August soll die Zahl auf mehr als 90.000 erhöht werden. Trotzdem werden neue Anschläge befürchtet.

Taliban gehen in die Offensive

Als Reaktion auf die massive Truppenverstärkung besonders der USA in Afghanistan kündigten die Taliban für diesen Donnerstag eine landesweite Offensive an. Der Vizechef der Taliban in Afghanistan, Mullah Brodar Akhund, sagte: "Das Ziel (...) werden Militärbasen der Invasoren, diplomatische Zentren, Militärkonvois, Vertreter der Marionettenregierung und Parlamentsabgeordnete sein." Nach US- Militärangaben wurden am Mittwoch 42 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet.

Korrektur am Ehegesetz

Im Streit um das Ehegesetz zeigte sich Karsai nach Angaben aus deutschen Delegationskreisen zu einer "substanziellen Überarbeitung" bereit. Das Gesetz, das Kritiker als Freibrief für Vergewaltigung in der Ehe interpretiert hatten, solle in mehr als einem Dutzend Punkten geändert werden. Steinmeier sagte: "Ich habe den Eindruck, dass Karsai gewillt ist, das Gesetz an den entscheidenden Punkten zu korrigieren."

Quelle: ntv.de

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