Politik

Neun Jahre Bürgerkrieg Die Chronologie des Libyen-Konflikts

Eine Fotowand zeigt Menschen, die während der Aufstände im Jahr 2011 ums Leben gekommen sind.

Eine Fotowand zeigt Menschen, die während der Aufstände im Jahr 2011 ums Leben gekommen sind.

(Foto: AP)

Der Sturz des langjährigen libyschen Machthabers al-Gaddafi ist mittlerweile neun Jahre her. Seitdem kommt das Land nicht zur Ruhe. In Berlin wollen alle beteiligten Akteure nun einen Weg aus dem Bürgerkrieg finden. Das dürfte ein kompliziertes Unterfangen werden, wie eine Chronik des Konflikts zeigt.

In Libyen herrscht seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 Chaos. Während in Tripolis die international anerkannte Einheitsregierung von Fajes al-Sarradsch ihren Sitz hat, herrscht im Osten und Süden des Landes eine Gegenregierung, die von General Chalifa Haftar unterstützt wird. In den vergangenen fünf Jahren nahmen Haftars Streitkräfte immer mehr wichtige Städte ein. Nun kommen in Berlin alle beteiligten Akteure zusammen um die Rahmenbedingungen für innerlibyschen Frieden zu diskutieren - neben al-Sarradsch und Haftar unter anderem auch der russische Präsident Wladimir Putin und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron. Der Ausgang des Konflikts ist von internationalem Interesse. Aber womit begann er überhaupt? Eine Chronologie der Geschehnisse.

2011

Machthaber Muammar al-Gaddafi zu Lebzeiten in Fantasie-Uniform.

Machthaber Muammar al-Gaddafi zu Lebzeiten in Fantasie-Uniform.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Libyen gibt es Aufstände gegen den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi, an denen sich auch General Chalifa Haftar beteiligt. Eine internationale Koalition unter Führung von Frankreich, Großbritannien und den USA beginnt mit Luftangriffen auf das nordafrikanische Land. Ende März übernimmt die Nato das Kommando des Libyen-Einsatzes. Die internationalen Luftangriffe tragen zum Sturz Gaddafis im August bei, der Wochen später unter ungeklärten Umständen stirbt.

Januar bis August 2014

Haftar startet im Osten Libyens die "Operation Würde". Ziel ist die "Säuberung" Bengasis - der zweitgrößten Stadt des Landes - von islamistischen "Terrorgruppen". Mehrere Militäroffiziere schließen sich Haftars selbsternannter Libyscher Nationalarmee (LNA) an. Die Offensive verläuft erfolglos, Bengasi fällt in die Hände islamistischer Milizen.

Mai bis Juni 2017

Im Mai nehmen Haftars Streitkräfte den Militärstützpunkt Tamenhant in der Nähe der südlichen Stadt Sabha ein. Im Juni erobert die LNA die Luftwaffenbasis Al-Dschufra. Nach der Einnahme der Städte Hun und Sukra kontrollieren Haftars Streitkräfte die wichtigsten Städte und Militärbasen in der südlibyschen Wüste.

Juli 2017

Am 5. Juli verkündet Haftar die "vollständige Befreiung" Bengasis. Unterstützt wurde er von Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Anfang 2017 erbat er zudem die Hilfe Russlands.

Juni 2018

Der libysche General Chalifa Haftar kommmt zu Gesprächen ins griechische Außenministerium, Tage vor einer Libyen-Konferenz in Berlin.

Der libysche General Chalifa Haftar kommmt zu Gesprächen ins griechische Außenministerium, Tage vor einer Libyen-Konferenz in Berlin.

(Foto: picture alliance/dpa)

Am 28. Juni verkündet Haftar die erfolgreiche Einnahme der Stadt Derna. Damit gerät die letzte Stadt im Osten Libyens unter Kontrolle der LNA.

Januar bis Februar 2019

Mitte Januar kündigt Haftar einen Militäreinsatz zur "Säuberung des Südens von Terrorgruppen und Kriminellen" an. Haftar gelingt es, die örtlichen Stämme hinter sich zu versammeln und die Stadt Sabha ohne Kampfhandlungen einzunehmen.

April 2019

Haftar startet seine Offensive auf Tripolis, Tage später verkünden die Streitkräfte der international anerkannten Regierung den Beginn einer Gegenoffensive. Nach UN-Angaben wurden seither mehr als 280 Zivilisten und mindestens 2000 Kämpfer getötet. 146.000 Menschen wurden vertrieben.

Juli 2019

Bei Luftangriffen auf ein Flüchtlingslager nahe Tripolis werden 53 Menschen getötet und mehr als 130 weitere verletzt. Die Regierung in Tripolis macht Haftars Streitkräfte für die Angriffe verantwortlich, was von diesen zurückgewiesen wird.

November 2019

Einem Bericht der "New York Times" zufolge setzt Russland in Libyen fast 200 Söldner zur Unterstützung Haftars ein. Moskau dementiert den Bericht. Washington fordert Haftar zur Einstellung seiner Offensive auf.

Dezember 2019

Fajis al-Sarradsch, Ministerpräsident von Libyen, nach einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte.

Fajis al-Sarradsch, Ministerpräsident von Libyen, nach einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die UNO beklagt Verstöße gegen ein 2011 vereinbartes Embargo für Waffenlieferungen nach Libyen. Gerügt werden die mit Tripolis verbündete Türkei auf der einen sowie die Haftar-Unterstützer Jordanien und Vereinigte Arabische Emirate auf der anderen Seite. Haftar verkündet eine erneute Offensive auf Tripolis.

Januar 2020

Am 2. Januar stimmt das türkische Parlament für einen Militäreinsatz in Libyen, der drei Tage später beginnt. Am 6. Januar verkünden Haftars Streitkräfte die Einnahme der Küstenstadt Sirte.  Am 11. Januar stimmen die libyschen Konfliktparteien einer von Ankara und Moskau vorgeschlagene Waffenruhe zu.

Am 13. Januar reisen Haftar und al-Sarradsch zu Beratungen nach Moskau. Die geplante Unterzeichnung eines Abkommens über die Modalitäten einer dauerhaften Waffenruhe platzt jedoch - Haftar verlässt Moskau nach siebenstündigen Gesprächen, ohne seine Unterschrift zu leisten.

Die Bundesregierung kündigt kurz darauf für den 19. Januar eine internationale Libyen-Konferenz unter UN-Schirmherrschaft in Berlin an, zu der Vertreter unter anderem aus den USA, Russland, der Türkei und Frankreich erwartet werden. Auch al-Sarradsch sagte seine Teilnahme zu, Haftar erklärte sich "grundsätzlich" zu einer Teilnahme bereit. Ziel ist es, die Bemühungen der UNO für ein souveränes Libyen und einen Versöhnungsprozess in dem nordafrikanischen Land zu unterstützen.

Am 16. Januar reist SPD-Bundesaußenminister Maas im Auftrag der EU-Außenminister zu Gesprächen mit Haftar nach Bengasi. Haftar sagt Maas zu, die geltende Waffenruhe weiter einzuhalten.

Quelle: ntv.de, agr/AFP

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