Folgen des Organspendeskandals Die DSO gerät ins Visier
12.08.2012, 17:56 Uhr
Eine Spenderniere vor der Transplantation.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Organspendeskandal in Göttingen und Regensburg lässt Rufe, im Gesundheitssystem aufzuräumen, immer lauter erschallen. Nach Krankenhäusern und ihren Transplantationszentren trifft die Kritik jetzt erstmals auch die Organisation, die für die Koordinierung der Entnahme und des Transports von Spenderorganen zuständig ist.
Im Organspende-Skandal gerät auch die Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in die Kritik. "Auch die DSO muss sich einer kritischen Überprüfung unterziehen", sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Ihre Strukturen müssen weiter verbessert werden", so der FDP-Politiker. Die DSO ist als Koordinierungsstelle verantwortlich für die Organisation der Entnahme und Konservierung von Organen sowie für deren Transport.

Gesundheitsminister Bahr sagt: "Auch die DSO muss sich einer kritischen Überprüfung unterziehen".
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Günter Kirste, der medizinische Vorstand der DSO, sieht die Stiftung jedoch nicht von dem Skandal betroffen. "Betroffen sind die Transplantationszentren, die unter Aufsicht der Länder stehen", sagte er der Zeitung. Kirste wies darauf hin, dass es per Gesetz eine Trennung zwischen Organspende, Verteilung und Transplantation gebe. "Am Ende muss eben viel mehr kontrolliert werden, als es bisher geschehen ist."
Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer von der CSU forderte mehr staatliche Kontrolle: "Wir brauchen bei der Organspende eine staatliche Aufsicht. Das zeigen die Vorfälle der jüngsten Zeit, die noch vor wenigen Wochen undenkbar schienen", sagte er dem Blatt. Am 27. August will Gesundheitsminister Bahr mit Verbandsvertretern mögliche Änderungen per Richtlinien, Verordnungen und Gesetze beraten.
Vier- oder Sechsaugenprinzip?
Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hatte nach einem Sondertreffen von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen angekündigt, Bei der Anmeldung für die Warteliste und Organzuteilung soll ein nicht direkt mit der Transplantation befasster Arzt beteiligt werden.
Das Damit sollten etwa Manipulationen von Labordaten vor Transplantationen verhindert werden, schrieb Ministerialdirektorin Karin Knufmann-Happe in einem Brief an die Bundesärztekammer. "Neben der bereits angedachten Kontrolle durch einen Laborchemiker, der nicht der Abteilung Chirurgie angehört, aber noch im Bereich des Klinikums tätig ist, könnte eine dritte Person in den Prozess einbezogen werden."
Die Universitätskliniken Regensburg und Göttingen werden derzeit von einem Organspende-Skandal erschüttert. Ein Oberarzt steht im Verdacht, zuerst in Regensburg und später in Göttingen Krankenakten gefälscht zu haben. Dabei soll er die Krankheit auf dem Papier verschlimmert haben, damit den Patienten schneller eine neue Leber implantiert wurde - obwohl andere sie vielleicht nötiger gehabt hätten. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt. Der Anwalt des Hauptbeschuldigten wies alle Vorwürfe zurück.
Quelle: ntv.de, dpa