Kritik gibt es nur an Israel Die Freunde Palästinas schweigen zur Hamas
14.10.2023, 18:39 Uhr Artikel anhören
Das israelische Militär fliegt am Samstag weiter Luftangriff auf Ziele im Gazastreifen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die arabische Welt, der Iran und auch China fühlen sich den Palästinensern verbunden. In Riad, Teheran und Doha häuft sich daher die Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen. Sie verlangen, Vertreibungen zu vermeiden und das Leben von unschuldigen Zivilisten zu schützen. Zu den grausamen Verbrechen der Hamas äußern sich die Staaten dagegen nicht.
Saudi-Arabien
Bei einem Treffen des saudischen Außenministers Faisal bin Farhan Al Saud mit US-Außenminister Antony Blinken in Riad haben die USA und Saudi-Arabien ihre Zusammenarbeit betont. Es sei wichtig, sicherzustellen, dass dieser Konflikt nicht auf andere Orte und andere Fronten übergreife, sagte der saudische Außenminister Faisal bin Farhan Al Saud. Zuvor war aus saudischen Diplomatenkreisen bekannt geworden, dass das Land seine Gespräche über eine mögliche Normalisierung der Beziehungen mit Israel gestoppt hat.
In einer Stellungnahme, die auf X veröffentlicht wurde, verurteilt das saudische Außenministerium zudem die gewaltsame Vertreibung von Palästinensern innerhalb des Gazastreifens. Riad verlangt die Bereitstellung von Hilfsgütern und medizinischer Versorgung für die Bewohner des Palästinensergebiets. Die internationale Gemeinschaft wird aufgerufen, zügig einzugreifen und alle Formen der militärischen Gewalt gegen Zivilisten zu unterbinden. Die grausamen Verbrechen der Hamas erwähnt Saudi-Arabien nicht.
Ägypten
Ägypten hatte den Aufruf des israelischen Militärs zur Massenevakuierung kritisiert. Das ägyptische Außenministerium spricht von einer "schwerwiegenden Verletzung der Regeln des humanitären Völkerrechts". Die Reaktionen zeigen, dass eine Bodenoffensive der israelischen Armee - mit noch mehr auch zivilen Opfern - Israels Bemühungen um die Aufnahme von Beziehungen zu Nachbarstaaten erschweren könnten.
Derzeit ist eine Flucht aus dem Gazastreifen für die Palästinenser nach Ägypten nicht möglich: Das Land hat die Südgrenze des Palästinensergebiets abgeriegelt und Tausende Truppen dorthin verlegt. Zu den Verbrechen der Hamas äußert sich Ägypten nicht.
Türkei
Die Türkei kritisierte die israelische Anordnung zur Evakuierung von Teilen des Gazastreifens ebenfalls als Verstoß gegen das Völkerrecht. "Wir erwarten, dass Israel diesen schwerwiegenden Fehler unverzüglich umkehrt", hieß es am Freitag in einer Mitteilung des Außenministeriums in Ankara.
Bei einem Besuch in Ägypten wurde die Botschaft wiederholt: Die Türkei lehnt eine Ausweisung der Palästinenser aus dem Gazastreifen ab. Darin sei die Türkei sich mit Ägypten einig, sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan in Kairo. Die Welt müsse handeln und verhindern, dass sich der Konflikt ausbreite. Es müssten wieder Friedensgespräche aufgenommen werden, in deren Mittelpunkt die Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser stehe. Zur Hamas äußert sich die türkische Regierung.
Iran
Auch der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian fürchtet eine Ausweitung der Gewalt. Bei einem Besuch im Libanon sagte er, dass es eine politische Möglichkeit gebe, "eine weitreichende Krise in der Region zu vermeiden." Aber "vielleicht wird es in den nächsten Stunden zu spät sein", fügte er hinzu. Mit Blick auf die libanesische Hisbollah und andere pro-iranische Milizen in der Region sagte der Außenminister, diese hätten "alle Szenarien" abgewogen und seien "vorbereitet und ihre Finger sind am Abzug, um zu schießen".
Der Angriff der Hamas führt auch zu einer neuen Nähe der einstiegen Erzfeinde Iran und Saudi-Arabien. "Teheran und Riad sind sich einig, die Verbrechen des zionistischen Regimes gegen die Bevölkerung des Gazastreifens zu verhindern", sagte Amir-Abdollahian in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Der Iran ist großer finanzieller Unterstützer und Waffenlieferant der Hamas. Teheran bestreitet, direkt an dem Angriff der Terrororganisation auf Israel vor eine Woche beteiligt gewesen zu sein, hat das Vorgehen der Hamas allerdings gelobt und gefeiert.
Katar
Auch das Emirat Katar teilte in einer Stellungnahme mit, dass es die gewaltsame Vertreibung von Palästinensern innerhalb des Gazastreifens "kategorisch ablehnt". In einer Erklärung fordert das katarische Außenministerium die "Aufhebung der Belagerung des Gazastreifens und die Gewährleistung des vollständigen Schutzes der palästinensischen Zivilbevölkerung gemäß den internationalen und humanitären Gesetzen". Zudem verurteilt Katar die anhaltenden Angriffe auf unbewaffnete Zivilisten.
Zur Hamas bezieht das Emirat keine Stellung. Das Emirat ist großer politischer und finanzieller Unterstützer der radikalislamischen Palästinenserorganisation und kann eventuell eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung zwischen Israel und der Hamas einnehmen.
China
Auch China hat die grausamen Verbrechen der Hamas bislang nicht verurteilt. Stattdessen kritisiert die Volksrepublik lediglich, dass in dem Konflikt Zivilisten ihr Leben verlieren. Am Freitag sprach sich China daher für die Zwei-Staaten-Lösung aus.
In einem Telefonat mit US-Außenminister Antony Blinken soll Chinas Außenminister Wang Yi zudem auf eine möglichst rasche Einberufung einer internationalen Friedenskonferenz gedrängt haben. Wang habe gegenüber Blinken unterstrichen, dass China alle Handlungen ablehne, die Zivilisten schaden, und ein Vorgehen verurteile, das gegen das Völkerrecht verstoße.
Quelle: ntv.de, chr/rwe/dpa/AFP/rts