Türkei zwingt Jet zur Landung Diesmal wohl Hilfsgüter an Bord
15.10.2012, 11:53 Uhr
Syrische Panzer unweit der türkischen Grenze.
(Foto: dpa)
Türkische Abfangjäger zwingen erneut eine Passagiermaschine zur Landung. Die Behörden vermuten Waffenschmuggel. Offenbar hat die armenische Maschine aber nur Hilfsmittel für die notleidende Bevölkerung der umkämpften Stadt Aleppo an Bord. Die EU-Außenminister wollen Stellung zu dem Konflikt beziehen und über Hilfen für die Türkei nachdenken.
Die Türkei vermeldet erneut einen Zwischenfall: Nach Angaben der staatlichen Flughafenverwaltung wurde ein Flugzeug auf dem Weg nach Syrien zur Landung gezwungen. Die armenische Maschine wurde in der ost-türkischen Stadt Erzurum durchsucht. Die Regierung in Ankara teilte mit, die Maschine habe Hilfsgüter geladen. Sollte nichts anderes gefunden werden, könne die Besatzung den Flug nach Aleppo fortsetzen.
Am Mittwoch hatte die Türkei ein syrisches Flugzeug abgefangen und zur Landung in Ankara gezwungen, weil angeblich Waffen für die Regierung in Damaskus an Bord waren. Daraufhin sperrten die Türkei und Syrien am Wochenende ihre Lufträume für Maschinen aus dem jeweiligen Nachbarland.
Türkei fordert Flüchtlingshilfe
Kurz vor dem Treffen der EU-Außenminister heute Nachmittag in Luxemburg forderte die Türkei Europa zur Aufnahme syrischer Bürgerkriegs-Flüchtlinge auf. "Europa sollte über die Menschen nachzudenken beginnen, die aus Syrien in die Türkei geflohen sind", sagte der türkische EU-Minister Egemen Bagis der "Welt". Mittlerweile hat die Türkei rund 100.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Bagis sagte, es werde Zeit, dass Europa "endlich" helfe. Bisher sei aus der EU sehr wenig gekommen - Zelte, Decken für die Flüchtlinge. Die EU müsse auch mehr finanzielle Hilfe leisten, ergänzte der EU-Minister.
Den Grund für die europäische Zurückhaltung sieht der AKP-Politiker in der Schuldenkrise: "Europa befindet sich in einem Zustand eingefrorenen Denkens. Es kommt nicht voran, weil es vollkommen auf die Euro-Krise fixiert ist."
Die EU-Außenminister beraten heute in Luxemburg über eine Verschärfung der Sanktionen gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad. Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat unmittelbar vor seiner Reise nach Luxemburg Gespräche in China und der Türkei geführt, dessen Verhältnis zum benachbarten Syrien wegen der zunehmend grenzüberschreitenden Gewalt inzwischen sehr angespannt ist. Die Regierung in Ankara hat dem UN-Sicherheitsrat zuletzt vorgeworfen, durch seine Untätigkeit Assad zur Gewalt zu ermutigen. China und Russland blockieren in der internationalen Gemeinschaft ein härteres Vorgehen gegen die Regierung in Damaskus.
Syrer schießen auf Flüchtlinge
In Syrien lieferten sich Rebellen und Regierungstruppen weiter erbitterte Gefechte - auch im Grenzgebiet zur Türkei. Syrische Männer, Frauen und Kinder, die über die Grenze in die Provinz Hatay flohen, mussten wegen Schussverletzungen behandelt werden, berichteten türkische Medien.
Syrische Aktivisten berichteten am Sonntag, in der Nähe der Hauptstadt Damaskus seien mindestens 100 Leichen gefunden worden. Die Menschen seien vermutlich exekutiert worden. Schauplatz sei der Ort Darija in der Provinz Damaskus-Land. Die Angaben konnten nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. Insgesamt seien 220 Menschen ums Leben gekommen, schrieben Oppositionelle.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP