Politik

Brandanschlag in Salzhemmendorf Drei Haftbefehle wegen versuchten Mordes

Ermittler vor dem eingeworfenen Fenster der Asyl-Unterkunft in Salzhemmendorf.

Ermittler vor dem eingeworfenen Fenster der Asyl-Unterkunft in Salzhemmendorf.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bis zum Molotow-Cocktail von Salzhemmendorf gelten die rechten Anschläge zumeist unbewohnten Flüchtlingsunterkünften. Die neue Qualität der Bedrohung alarmiert die Behörden. Drei Tatverdächtige werden mit schweren juristischen Vorwürfen konfrontiert.

Nach dem Brandanschlag auf ein von Flüchtlingen bewohntes Haus in Salzhemmendorf müssen die mutmaßlichen Täter in Untersuchungshaft. Ihnen werde gemeinschaftlicher versuchter Mord in Tateinheit mit schwerer Brandstiftung vorgeworfen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker. Alle drei - zwei 24 und 30 Jahre alte Männer sowie eine 23-jährige Frau - hätten sich zu den Vorwürfen geäußert. Von einem Geständnis wollte Söfker zu diesem Zeitpunkt noch nicht sprechen. 

In der Nacht zum Freitag war durch die geschlossene Fensterscheibe der Flüchtlingsunterkunft in dem kleinen Ort bei Hameln ein brennender Molotow-Cocktail geschleudert worden. Der Brandsatz landete in der Wohnung einer Frau aus Simbabwe, die mit ihren vier, acht und elf Jahre alten Kindern im Nebenraum schlief. Die von einem Nachbarn alarmierte Feuerwehr konnte die Flammen löschen, bevor sie auf andere Räume übergriffen. Die Familie blieb unverletzt und wird psychologisch betreut.

Der 24-Jährige ist nach Polizeiangaben bereits in der Vergangenheit wegen politisch motivierter Taten, Körperverletzung und Sachbeschädigung aufgefallen. Er soll genauso wie der ebenfalls polizeibekannte 30-Jährige Kontakt zur rechten Szene haben. Beide stammen aus Salzhemmendorf. Die Hintergründe der Tat werden der Staatsanwältin zufolge Gegenstand der weiteren Ermittlungen sein. Einzelheiten nannte Söfker zunächst nicht. 

Die Frau aus Simbabwe und ihre Kinder sind inzwischen an einem anderen Ort untergebracht. In dem Haus hielten sich zum Zeitpunkt des Anschlags etwa 30 Asylbewerber  aus dem Irak, Pakistan, Syrien, von der Elfenbeinküste und aus Simbabwe auf.

Auch in Niedersachsen demonstrieren Tausende gegen rechts

Am Freitagnachmittag waren 2000 Menschen in Salzhemmendorf zu einer Solidaritätskundgebung zusammengekommen. "Es war ein feiger Anschlag, ein rassistischer Anschlag, der hat uns alle schwer erschüttert", sagte der Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont, Tjark Bartels.

Der niedersächsische Verfassungsschutz konnte zunächst keine Angaben dazu machen, ob die Zahl der Straftaten von Rechtsextremisten in diesem Jahr gestiegen ist. In Hildesheim hatten Angehörige der rechten Szene vor einer Woche vor dem Bahnhof Flüchtlinge attackiert. Eine zentrale Steuerung fremdenfeindlicher Angriffe durch rechtsextremistische Organisationen sei in Niedersachsen derzeit nicht erkennbar, teilte der Verfassungsschutz mit. Allerdings nutzten Rechtsextremisten aktuelle Themen für ihre eigenen propagandistischen Zwecke.

In Goslar demonstrierten am Samstag rund 1000 Menschen friedlich gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Ein breites Bündnis aus Parteien und Vereinen hatte dazu aufgerufen, sich gegen eine Kundgebung der ausländerfeindlichen Partei "Die Rechte" zu stellen. Zur dieser kamen laut Polizei etwa 70 Menschen.

Quelle: ntv.de, dka/dpa

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