Politik

"Mutter aller Schlachten" in Syrien Droht Aleppo ein Massaker?

Rebellen in Aleppo: Die Aufständischen bereiten sich auf einen Kampf gegen die Regierungstruppen vor.

Rebellen in Aleppo: Die Aufständischen bereiten sich auf einen Kampf gegen die Regierungstruppen vor.

(Foto: dpa)

In Aleppo wird eine große Schlacht zwischen syrischen Regierungstruppen und Rebellen erwartet. Der Westen befürchtet ein Massaker und appelliert an das Regime Assad, das Blutvergießen zu beenden. Auch UN-Generalsekretär Ban fordert die Einstellung der Angriffe.

Angesichts einer massiven Truppenkonzentration in und um die Wirtschaftsmetropole Aleppo hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Regierung von Präsident Baschar al-Assad zur Einstellung der Angriffe auf die Stadt aufgerufen. "Ich bin über die zunehmende Gewalt in Aleppo sehr besorgt", sagte Ban nach einem Treffen mit dem britischen Außenminister William Hague in London.

Die Regierungstruppen müssten ihre Offensive stoppen. Beide Konfliktparteien müssten die Gewalt beenden. Ban verlangte von der syrischen Regierung erneut die Zusicherung, dass unter keinen Umständen chemische Waffen oder andere Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden.

Die französische Regierung warf dem Assad-Regime vor, in Aleppo ein weiteres Massaker anrichten zu wollen. Der Sprecher des Pariser Außenministeriums, Bernard Valero, sagte der Nachrichtenagentur AFP, "indem er schweres militärisches Gerät um Aleppo zusammenzieht, bereitet Baschar al-Assad ein neues Blutbad am eigenen Volk vor". Er forderte die syrischen Regierung auf, den Einsatz schwerer Waffen einzustellen und die Gewalt zu beenden.

Tausende Soldaten werden verlegt

Auch die USA trauten den Regierungstruppen zu, ein Massaker anzurichten. "Es sieht so aus, als ob das Regime sich dafür in Stellung bringt", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland. "Wir sind in höchstem Maße besorgt, was sie in Aleppo zu tun in der Lage sind", sagte Nuland. Die Stadt sei sehr dicht besiedelt. Sie befürchte einen "weiteren Verzweiflungsakt eines Regimes im Niedergang, um die Kontrolle aufrechtzuerhalten". Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, drängte Regierung wie Rebellen, die Zivilbevölkerung zu verschonen und die Menschenrechte zu achten.

Der örtliche Rebellenkommandeur Abu Omar al-Halebi sagte am Telefon, dass zu den 2500 Kämpfern in der Stadt noch einmal 3000 aus anderen Landesteilen zur Verstärkung angerückt seien. "Wir sind bereit für die Mutter aller Schlachten", sagte al-Halebi.

Um die wichtigste Stadt im Norden kämpfen Militär und bewaffnete Oppositionelle seit vergangenem Wochenende. Das Regime verlegt seit Mittwoch Tausende Soldaten in die Region. Nach Rebellenberichten ist die Stadt voller Flüchtlinge. Ein Apotheker aus Aleppo berichtete am Telefon allerdings, dass die Straßen in der Innenstadt wie ausgestorben wirkten: "Die Straßen sind leer, nicht ein Mensch ist zu sehen." Alle Läden, Banken, Werkstätten, Bäckereien und selbst Apotheken hätten geschlossen.

Rotes Kreuz zieht Mitarbeiter ab

Syrische Menschenrechtsbeobachter berichteten auch von Kämpfen in den Provinzen Idlib und Daraa, in der nordöstlichen Stadt Deir as-Saur und im Damaszener Außenbezirk Al Hadschar al-Aswad. In der Kleinstadt Maarat al-Noaman (Provinz Idlib) sollen Aufständische das Rathaus mit Gewehren und Panzerfäusten angegriffen haben.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zog wegen der unsicheren Lage die meisten seiner ausländischen Mitarbeiter aus Damaskus ab, sagte ein IKRK-Sprecher der Nachrichtenagentur sda in Genf. Der Syrische Rote Halbmond stellte seine Aktivitäten in Aleppo weitgehend ein. Augenzeugen zufolge erstellten Aktivisten Listen, auf denen steht, an welche Ärzte und Praxen sich die Bürger im Notfall wenden können.

Die Abgeordnete Ichlas Badawi, die Aleppo im syrischen Parlament vertritt, setzte sich unterdessen aus ihrem Heimatland ab. "Ich habe mich in die Türkei begeben, aus Protest gegen Unterdrückung und bestialische Folter gegen das Volk in Syrien", sagte die Politikerin dem Nachrichtensender Sky News Arabia. Badawi, die für die herrschende Baath-Partei im Parlament saß, ist bislang die erste Abgeordnete, die dem Regime den Rücken kehrt.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte, es sei offensichtlich, dass ein "Erosionsprozess" auch im Regime von Assad begonnen habe: "Wir sehen zunehmend Kräfte innerhalb des Militärs, die Assad den Rücken kehren." Er kündigte an, dass Deutschland seine humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge um drei auf elf Millionen Euro aufstockt.

Quelle: ntv.de, dpa

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