Untersuchungen zu Flug MH17 Druckabfall soll zu Absturz geführt haben
28.07.2014, 16:52 Uhr
Die Trümmer des abgestürzten Flugzeugs waren über mehrere Kilometer verstreut.
(Foto: imago/Russian Look)
Die Ermittlungen zum Absturz des malaysischen Passagierjets MH17 sind in vollem Gange, offizielle Ergebnisse gibt es noch nicht. Die Regierung in Kiew gibt allerdings erste Details zur Unglücksursache preis.
Der Absturz der Malaysia-Airlines-Maschine ist nach ukrainischen Angaben durch einen massiven Druckabfall nach einem Raketenbeschuss verursacht worden. Die Auswertung der Flugschreiber durch internationale Ermittler habe ergeben, dass das Flugzeug von mehreren Raketensplittern getroffen worden sei, teilte ein Sprecher des ukrainischen Rats für Sicherheit und Verteidigung in Kiew mit.
"Der Grund für die Zerstörung und den Absturz des Flugzeuges war ein massiver explosionsartiger Druckabfall, der durch die Durchlöcherung infolge einer Raketenexplosion entstand." Das Niederländische Untersuchungsbüro für Sicherheit (OVV), das die internationalen Untersuchungen zum Absturz von Flug MH17 leitet, wollte die Angaben jedoch weder bestätigen noch dementieren. Das OVV werde sich erst äußern, wenn sich aufgrund der Ermittlungsergebnisse ein vollständiges Bild der Vorgänge abzeichne, sagte Sprecherin Sara Vernooij.
Die Boeing 777 der Malaysia Airlines war am 17. Juli mit 298 Menschen an Bord in der umkämpften Ostukraine abgestürzt. Kiew und die Separatisten werfen sich gegenseitig vor, das Flugzeug abgeschossen zu haben. Die Leitung der Untersuchung zu dem Absturz liegt auf Wunsch der ukrainischen Regierung bei den Niederlanden. Bei dem Absturz kamen 193 Niederländer ums Leben. Die Flugschreiber werden von der britische Untersuchungsbehörde für Luftunfälle (AAIB) ausgelesen. Analysiert werden die Daten von einem internationalen Team.
Ermittler müssen wegen Kämpfen umkehren
Die ukrainische Armee ist unterdessen bei ihrer Offensive im Osten des Landes bis in das Absturzgebiet vorgedrungen. "Die Ukrainer haben Teile des Absturzortes unter ihre Kontrolle gebracht", sagte der Vize-Regierungschef der selbstproklamierten "Volksrepublik Donezk". Der Pressedienst der ukrainischen Armee für den Militäreinsatz erklärte, die Truppen seien in die Städte Schachtarsk und Tores eingedrungen.
Internationale Ermittlungsteams aus Australien und den Niederlanden hatten am Morgen erneut versucht, zur Absturzstelle vorzudringen. Nach Angaben der Regierung in Den Haag zogen sie sich aus Sicherheitsgründen wegen der neuen Kämpfe aber zunächst wieder zurück. Eine erste Erkundungsmission am Sonntag war aus dem gleichen Grund gescheitert.
Russland forderte derweil Ermittlungen unter der Ägide der Vereinten Nationen. Eine solche Untersuchung sollte möglichst schnell beginnen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. "Dafür sollte der Weltsicherheitsrat eine entsprechende Entscheidung treffen." Eine UN-Mission in dem von blutigen Kämpfen erschütterten Gebiet könne die nötige Sicherheit für Ermittlungen garantieren.
Beobachter vermuten, dass der Kreml den Osten der Ukraine dauerhaft zu einem Konfliktgebiet machen will, um so einen möglichen Beitritt der Ex-Sowjetrepublik zur Nato zu verhindern. Eine Friedensmission der UN könnte solch einen Status als Konfliktgebiet festigen.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa