Gegner in Nahost misstrauen sich Dschihad feiert "Sieg" über Israel
13.03.2012, 21:35 Uhr
Ein israelischer Soldat sitzt an der Grenze zum Gaza-Streifen.
(Foto: AP)
Die Bilanz von vier Tagen harter Kämpfe in Nahost ist blutig – doch die radikale Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad feiert nach der Waffenruhe ihren "Sieg". Die Lage bleibt kritisch, beide Seiten drohen mit neuen Angriffen. SPD-Chef Gabriel äußert im Gespräch mit Regierungschef Netanjahu Befremden über den Siedlungsbau.
Nach Verkündung einer Waffenruhe mit Israel haben tausende Mitglieder der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen eine große Siegesfeier abgehalten. Die Vereinbarung, die nach vier Tagen der Angriffe kam, wurde von Ägypten eingefädelt. Im Verlauf des Tages schossen militante Palästinenser allerdings noch mehrere Kleinraketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet. Die israelische Luftwaffe flog zunächst keine Angriffe mehr.

Anhänger des Islamischen Dschihad feuern Freudenschüsse in den Straßen von Gaza-Stadt ab.
(Foto: AP)
Der Exilchef des Islamischen Dschihad, Ramadan Schalach, sagte seinen Anhängern in Gaza am Abend per Telefon: "Wir sind bereit, Raketen noch tiefer in das Gebiet des zionistischen Feindes zu schießen." Ungeachtet der vielen Opfer habe die Organisation "in dieser Schlacht gesiegt". Die Demonstranten riefen "Allahu Akbar!" und quittierten die Rede Schalachs mit Jubelrufen.
Bei israelischen Luftangriffen waren seit Freitag insgesamt 25 Palästinenser getötet und mehr als 70 weitere verletzt worden. 14 der Toten gehörten nach Angaben der Organisation zum Islamischen Dschihad. Militante Palästinenser feuerten weit über 200 Raketen auf Israel ab, zehn Israelis wurden verletzt.
Auslöser der schwersten Kämpfe seit vergangenem August war die Tötung des Chefs der radikalen Palästinenserorganisation Volkswiderstandskomitee, Zuher al Kesi, und eines seiner Helfer am Freitag. Er habe einen schweren Terroranschlag gegen Israel vom Sinai aus geplant, lautete die Begründung.
Netanjahu droht mit weiteren Angriffen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte unterdessen mit neuen Angriffen im Gazastreifen, sollten die militanten Palästinenser Israel weiter beschießen. "Wer gegen die Waffenruhe verstößt oder dies auch nur versucht, wird sich in unserem Fadenkreuz wiederfinden." Ruhe werde hingegen mit Ruhe beantwortet werden.
Der Dschihad-Sprecher Dahud Schihab hatte sich zuvor in Gaza ähnlich geäußert. "Wir halten uns nur an die Waffenruhe, solange die Besatzer (Israel) sich daran halten", warnte er.
Gabriel spricht mit Netanjahu
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel äußerte im Gespräch mit Netanjahu Befremden über die israelische Siedlungspolitik im Westjordanland und in Ostjerusalem. In Deutschland und in Europa verstehe niemand, warum es so gar keine Fortschritte im Friedensprozess gebe, habe er ihm gesagt, berichtete Gabriel nach dem mehr als einstündigen Gespräch. Netanjahu habe geantwortet, er sei jederzeit zu Verhandlungen mit den Palästinensern bereit. Aber die hätten Vorbedingungen gestellt.
Im Kern halte der Regierungschef nicht die israelischen Siedlungen für das eigentliche Problem, fügte Gabriel hinzu. "Netanjahu sagte, er habe den Eindruck, dass die Palästinenser tief in ihrem Inneren einen jüdischen Nationalstaat im Nahen Osten nicht wirklich akzeptiert hätten." Selbst ein Friedensvertrag bringe keine wirkliche Sicherheit, wie Israel jetzt gerade am Beispiel Ägypten erfahre.
Quelle: ntv.de, dpa