Probleme durch Falschmeldungen Duma-Abgeordneter beklagt Lügenkultur im Militär
16.09.2023, 10:47 Uhr Artikel anhören
Die ukrainische Luftabwehr sei wirksam, sagt der Duma-Abgeordnete Andrei Gurulev und beschreibt weitere Probleme an der Front.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit deutlichen Worten spricht ein russischer Politiker über die Situation an der Front in der Ukraine. Der ehemalige Vize-Befehlshaber sagt, dass Lügen in den eigenen Reihen das russische Militär bisher an einem Sieg hinderten.
Ein russischer Politiker und ehemaliger ranghoher Militär hat das eigene Militär scharf kritisiert. Lügen seien ein großes Problem innerhalb des Militärs, schreibt Andrei Gurulev am Freitag in einem bemerkenswert kritischen Telegram-Post. Gurulev ist Abgeordneter der russischen Staatsduma und früherer Vize-Befehlshaber des südlichen Militärdistrikts (SMD). Die Lügen verhinderten bisher den russischen Sieg, behauptet er. Falschmeldungen zur Lage an der Front würden auf vielen Ebenen des Militärs zu schlechten Entscheidungen führen. Gurulev ruft dazu auf, etwas gegen die Lügenkultur zu unternehmen. Gleichzeitig betont er, dass er von einem russischen Sieg überzeugt sei.
Darüber hinaus spricht der Abgeordnete, der für die Regierungspartei Einiges Russland in der Duma sitzt, auch über Probleme an der Front in der Ukraine. So gehe die ukrainische Luftabwehr effektiv gegen russische Hubschrauber vor und halte diese davon ab, zuvor hochwirksame Panzerabwehrraketen einzusetzen. Wie die US-Denkfabrik Institut for the Study of War (ISW) in einer Einschätzung erklärt, wiederholt Gurulev zudem gängige russische Klagen über ukrainische Drohnenangriffe in Russland.
"Der Feind hat gelernt, sich durch unsere sehr gut angelegten Minenfelder zu arbeiten", schreibt der Abgeordnete. Auch hätten die ukrainischen Truppen ihr Vorgehen geändert. Anstatt in großen Gruppen vorzurücken, werde massiv Streumunition eingesetzt, behauptet er. Die russischen Kräfte seien deshalb an einigen Frontabschnitten gezwungen gewesen, sich teilweise bis zu zehn Kilometer zurückzuziehen. Der Feind habe viel Munition und versuche, "alles auszubrennen", schreibt er weiter. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Gurulev in Zusammenhang mit Kritik am russischen Militär in Erscheinung tritt. Er veröffentlichte im Juli eine Sprachnachricht des russischen Generals Ivan Popov. Der damalige Kommandeur der 58. Armee warf dem Verteidigungsministerium darin vor, die Soldaten an der Front nicht ausreichend zu unterstützen und ihnen dadurch in den Rücken zu fallen. Wegen seiner Kritik sei er von seinem Posten entlassen worden, sagte Popov damals. In der Einschätzung des ISW heißt es, Gurulevs wahrscheinlich hochrangige Verbindungen verliehen seinen Beschwerden Gewicht.
Quelle: ntv.de, hul