Verantwortung in europäischer Hand EU-Kommission will Asylsystem reformieren
05.04.2016, 04:05 Uhr
Flüchtlingslager in Idomeni: Die EU wünscht sich eine fairere Verteilung der Asylsuchenden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach dem Dublin-System sind die Länder, in denen Asylbewerber zuerst EU-Boden betreten, für die Bearbeitung der Asylanträge zuständig - ein System, das sich mehr und mehr als unfair herausstellt. Eine Reform auf EU-Ebene soll das ändern.
Die EU-Kommission will nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" eine weitreichende Reform des europäischen Asylsystems vorschlagen. Wie das Blatt unter Berufung auf eine für diesen Mittwoch geplante Ankündigung berichtet, soll unter anderem angeregt werden, die Verantwortung für die Bearbeitung von Asylansprüchen von der nationalen Ebene auf EU-Ebene zu verlegen. Konkret werde dazu vorgeschlagen, das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) von einer einfachen EU-Agentur in eine Agentur mit Entscheidungsbefugnissen umzuwandeln, heißt es. Diese solle künftig in jedem Land einen Ableger haben und auch Einsprüche gegen die jeweiligen Bescheide bearbeiten.
"Dies würde einen einzigen und zentralisierten Entscheidungsmechanismus schaffen und würde so die komplette Harmonisierung der Verfahren, aber auch der konsistenten Beurteilung von Schutzbedürfnissen auf EU-Ebene sichern", steht in der Kommissionsmitteilung, die der "Welt" nach eigenen Angaben vorliegt. Zur Überarbeitung des aktuellen Dublin-Systems, das derzeit die Zuständigkeit für Asylanträge regelt, will die EU-Kommission dem Bericht nach zwei verschiedene Möglichkeiten vorschlagen.
Als eine Option wird demnach ein Festhalten am bestehenden Dublin-System mit einem "korrigierenden Fairness-Mechanismus" vorgeschlagen. Dieser Mechanismus zur Verteilung von Asylbewerbern innerhalb der EU soll immer dann ausgelöst werden, wenn ein Mitgliedstaat bei der Aufnahme von Asylbewerbern überfordert ist. Nach dem Dublin-System sind derzeit Länder wie Griechenland oder Italien, in denen Asylbewerber zuerst europäischen Boden betreten, für die Bearbeitung der Asylanträge zuständig.
Als andere Option soll nach den Medienberichten vorgeschlagen werden, die Asylbewerber künftig anhand von Kriterien wie der Aufnahmekapazität der Mitgliedstaaten und bestehender Familienverbindungen der Migranten fair auf die einzelnen EU-Länder zu verteilen. Die Aufnahmekapazität soll demnach nach "der relativen Größe, dem Reichtum und den Aufnahmekapazitäten der Mitgliedstaaten" berechnet werden.
Quelle: ntv.de, jve/dpa