Politik

Roma schutzlos? EU prüft Abschiebe-Praxis

Polizisten durchsuchen ein Roma-Lager.

Polizisten durchsuchen ein Roma-Lager.

(Foto: REUTERS)

In Frankreich rollen die Bulldozer. Die Regierung lässt tausende Roma abschieben und ihre bisherigen Lager abreißen. Bislang gibt es nur wenig Protest gegen das ungewöhnlich harte Vorgehen. Die EU will Frankreich aber nun auf den Zahn fühlen.

Die EU-Kommission prüft, ob die Abschiebung tausender Roma aus Frankreich nach Bulgarien und Rumänien rechtmäßig ist. Dies teilte die für Justiz und Grundrechte zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding mit. Sie werde in der kommenden Woche "eine politische und rechtliche Analyse" des französischen Vorgehens vorlegen.

Frankreich und Rumänien sind in der Sache zu Gesprächen zusammengekommen.

Frankreich und Rumänien sind in der Sache zu Gesprächen zusammengekommen.

(Foto: Reuters)

"Ich habe meine Mitarbeiter gebeten, die Lage in Frankreich umfassend zu prüfen - vor allem, ob alle ergriffenen Maßnahmen vollständig mit dem EU-Recht vereinbar sind", heißt es in Redings Erklärung. "Es ist klar, dass jene, die das Gesetz brechen, die Folgen tragen müssen. Es ist ebenso klar, dass niemand ausgewiesen werden sollte, bloß weil er Roma ist", schrieb die Kommissarin. Das EU-Recht erlaubt allen EU-Bürgern den Aufenthalt in anderen EU- Staaten, sofern sie keine Gefahr für die Sicherheit oder für die Gesundheit darstellen.

Nach Pariser Regierungsangaben hat Frankreich seit Anfang des Jahres mehr als 8000 Roma nach Bulgarien oder Rumänien zurückbringen lassen, rund 130 von ihnen sollen die Heimreise nicht freiwillig angetreten haben. Roma aus Bulgarien und Rumänien können als EU-Bürger ohne Hindernisse nach Frankreich einreisen und dort bleiben. Nach drei Monaten müssen sie allerdings nachweisen, dass sie ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren können und eine Krankenversicherung haben.

An dieser Anforderung scheitern die meisten Roma. Eine EU-Übergangsregelung erlaubt es Frankreich, von Bürgern aus neuen EU- Ländern eine Arbeitserlaubnis zu verlangen. Diese gibt es problemlos nur für Berufe, für die es zu wenige französische Arbeitskräfte gibt.

"Freiwillige Heimkehr"

"Das ist ein sehr kompliziertes und sehr breites Thema", sagte der Kommissionssprecher zu der Frage, ob das massenhafte Zurückschicken von EU-Bürgern mit dem EU-Recht vereinbar sei. Reding erklärte, sie habe "mit großer Aufmerksamkeit und einiger Besorgnis die Entwicklung der vergangenen Tage in Frankreich" sowie öffentliche Äußerungen über Roma in anderen EU-Staaten verfolgt. Die EU-Regierungen seien zweifellos für die Sicherheit ihrer Bürger verantwortlich. "Andererseits erwarte ich, dass alle Mitgliedstaaten die gemeinsam vereinbarten Regeln über Niederlassungsfreiheit, Nichtdiskriminierung und Grundrechte respektieren."

Präsident Sarkozy setzt auf die Sprache der Bulldozer.

Präsident Sarkozy setzt auf die Sprache der Bulldozer.

(Foto: REUTERS)

Sie begrüßte, dass Frankreichs Premierminister François Fillon in einem Brief an EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso das Vorgehen gegen die Roma erläutern wolle. Frankreich spricht von einer "freiwilligen Heimkehr" der Roma. Frankreichs Einwanderungsminister Eric Besson erklärte, ein für 6. September in Paris geplantes Treffen mit den Innenministern Deutschlands, Griechenlands, Großbritanniens, Italiens, Spaniens, Kanadas und der USA befasse sich "nicht mit einer spezifischen ethnischen Gruppe".

Der französische Innenminister Brice Hortefeux empfing zwei Regierungsvertreter aus Rumänien, um das Thema Roma zu erörtern. Bulgariens Innenminister Zwetan Zwetanow verteidigte Frankreichs Vorgehen gegen die Roma. "In der französischen Haltung gibt es derzeit nichts Beunruhigendes", sagte er. In Bulgarien leben rund 650.000 Roma, die überwältigende Mehrheit von ihnen in bitterer Armut.

Quelle: ntv.de, dpa

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