Politik

Libysches TV zeigt Chamis Gaddafi EU setzt neue Sanktionen um

Die Europäische Union verkündet das Inkrafttreten verschärfter Sanktionen gegen das libysche Regime. Die Regierung in Tripolis zeigt Bilder von Gaddafi-Sohn Chamis im Fernsehen und will so ihr Dementi von Rebellen-Berichten, der 28-Jährige sei bei einem NATO-Luftangriff ums Leben gekommen, untermauern.

Gegen das Regime des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi sind verschärfte Sanktionen der Europäischen Union in Kraft getreten. Demnach sind jetzt auch einem libyschen Mineralölkonzern und einer libyschen Entwicklungsgesellschaft Geschäfte in der EU und mit EU-Firmen untersagt. Dies geht aus einer Veröffentlichung im Amtsblatt der EU hervor.

So wurde die Al-Sharara Oil Services Company auf die schwarze Liste der EU genommen. Nach Angaben von EU-Diplomaten ist das Unternehmen derzeit vor allem maßgeblich an den Bemühungen Gaddafis beteiligt, die Versorgung der libyschen Armee mit Benzin sicherzustellen. Libyen, das über erhebliche Ölvorkommen verfügt, hat keine eigene Benzinproduktion. Neu auf der Sanktionsliste ist auch die Organisation for Development and Administrative Centres. Diese Firma, die vor allem Infrastrukturvorhaben der Regierung verwirklicht, sei "eine potenzielle Finanzquelle des Regimes", heißt es in dem Sanktionsbeschluss.

Nach Angaben des EU-Ministerrates stehen nunmehr sechs Häfen, 49 Unternehmen und 39 Personen auf schwarzen Listen der EU. Bei den Personen handelt es sich um die Führungsriege des Gaddafi-Regimes: Für sie gilt ein Einreiseverbot, außerdem wurden Vermögenswerte in der EU eingefroren.

Bilder des totgesagten Gaddafi-Sohns im TV

Angaben der libyschen Rebellen, Gaddafi-Sohn Chamis sei bei einem NATO-Luftangriff in der Küstenstadt Sliten getötet worden sei, hat die Regierung in Tripolis inzwischen erneut als "dreckige Lüge" zurückgewiesen. Das libysche Staatsfernsehen zeigte Bilder des Totgesagten.

Chamis al-Gaddafi oder ein Doppelgänger? Weder Tod noch Überleben des Gaddafi-Sohnes sind nachprüfbar.

Chamis al-Gaddafi oder ein Doppelgänger? Weder Tod noch Überleben des Gaddafi-Sohnes sind nachprüfbar.

(Foto: Reuters)

Die Aufnahmen lassen ein Mann in Offiziersuniform erkennen, der wie der Sohn Gaddafis aussieht und verletzte Soldaten in einem Krankenhaus besucht. Das Fernsehen berichtete, es handele sich um "Opfer von NATO-Angriffen". Nach Angaben des Fernsehens stammten die Aufnahmen von Dienstag. Die Rebellen hatten am Freitag erklärt, von Spionen erfahren zu haben, dass Chamis Gaddafi tot ist. Ein Regierungssprecher dementiert umgehend; die Aufnahmen wurden aber erst jetzt gezeigt.

Chamis ist der jüngste der sieben Söhne Gaddafis. Der an einer russischen Militärakademie ausgebildete Offizier gilt als Hardliner. Er führt die nach ihm benannte Chamis-Brigade, die als die schlagkräftigste Kampftruppe des Landes gilt. Er leitete zunächst die Belagerung der von den Rebellen kontrollierten Hafenstadt Misrata, bevor sich die Regierungstruppen nach Sliten zurückziehen mussten.

Rebellen hatten wiederholt den Tod des Befehlshabers der Eliteeinheit verkündet, zuletzt war Chamis al-Gaddafi am 20. März von den Rebellen nach einem Angriff auf die Gaddafi-Residenz in Bab al-Asisija in Tripolis für tot erklärt worden. Gaddafis Sohn Saif al-Arab wiederum war nach Darstellung des Regimes bei einem NATO-Bombardement im April getötet worden. Doch auch an dieser Version bestehen Zweifel.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen