Politik

Korruption und Manipulation EU stellt Rumänien desolates Zeugnis aus

Vizekommissionspräsident Frans Timmermans erwartet von Rumänien Besserung.

Vizekommissionspräsident Frans Timmermans erwartet von Rumänien Besserung.

(Foto: imago/Independent Photo Agency)

Im kommenden Jahr übernimmt Rumänien im EU-Rat den Vorsitz und soll bei Streitfragen zwischen den Mitgliedsstaaten vermitteln. Dabei hat das osteuropäische Land massive Probleme mit der eigenen Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und Pressefreiheit.

Wenige Wochen vor der Übernahme des EU-Vorsitzes durch Rumänien hat die EU-Kommission dem Land erhebliche Defizite in Bereichen wie Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung bescheinigt. Er bedauere, dass Rumäniens Reformprozess ins Stocken geraten sei und dass sogar Rückschritte gemacht würden, sagte Vizekommissionspräsident Frans Timmermans zur Vorlage eines Lagebericht in Straßburg.

PSD-Politiker Liviu Dragnea ist wegen Wahlmanipulation angeklagt.

PSD-Politiker Liviu Dragnea ist wegen Wahlmanipulation angeklagt.

(Foto: imago/Xinhua)

"Es ist sehr wichtig, dass Rumänien den Kampf gegen die Korruption unverzüglich wieder aufnimmt und zudem die Unabhängigkeit der Justiz gewährleistet." Konkret kritisiert die Kommission unter anderem "den Druck auf die unabhängige Justiz im Allgemeinen und insbesondere auf die Nationale Direktion für Korruptionsbekämpfung sowie weitere Schritte, die der Korruptionsbekämpfung zuwiderlaufen". Zudem werden Einschränkungen der Medien und das Inkrafttreten von überarbeiteten Justizgesetzen bemängelt. Letztere schränken nach Auffassung von Kritikern die Handlungsfreiheit der Staatsanwälte in dem südosteuropäischen Land ein.

Konkrete Folgen hat der Bericht zunächst nicht. Für das Image des Landes ist er allerdings verheerend. Als EU-Vorsitzland kommt Rumänien im ersten Halbjahr 2019 eigentlich eine wichtige Vermittlerrolle bei Meinungsverschiedenheiten zu. Das Land, das 2007 der EU beigetreten war, soll die Funktion von Österreich übernehmen. Rumäniens Ministerpräsidentin Viorica Dancila und ihr Parteivorsitzender Liviu Dragnea wiesen die Kritik der Kommission zurück.

Rumänien wehrt sich gegen Vorwürfe

Die Politiker der rumänischen Sozialdemokraten (PSD) betonten, die Positionen seien weniger bedeutend als die realen Probleme des Landes. Die Vorbereitungen für die rumänische EU-Ratspräsidentschaft liefen planmäßig, sagte Dancila. Dragnea betonte: "Die großen Themen Rumäniens liegen jenseits aller Berichte und Prüfverfahren." Dragnea ist wegen Wahlmanipulationen vorbestraft und darf deswegen nicht selbst Ministerpräsident werden. Jedoch kontrolliert er die Regierung. Zudem wurde er in erster Instanz wegen Anstiftung zum Amtsmissbrauch zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dagegen legte er Berufung ein.

Parallel zum Rumänien-Bericht legte die EU-Kommission auch einen Bericht zu Bulgarien vor. Beide Länder stehen seit ihrem EU-Beitritt unter Beobachtung, weil sie anfangs noch nicht alle Vorgaben gegen Korruption und organisiertes Verbrechen sowie zur Stärkung der Justiz erfüllten. Jährlich veröffentlicht die Kommission seitdem Fortschrittsberichte.

Die Beurteilung zu Bulgarien fiel deutlich positiver aus. "Falls diese positive Entwicklung anhält und die erzielten Fortschritte nachhaltig konsolidiert und unumkehrbar werden, bin ich sehr zuversichtlich, dass das Kooperations- und Kontrollverfahren für Bulgarien noch vor Ende des Mandats der derzeitigen Kommission abgeschlossen werden kann", kommentierte Timmermans. Das Mandat endet zum 1. November 2019.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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