Hungerstreiks für Wandel auf Kuba EU zeichnet Fariñas aus
21.10.2010, 15:43 Uhr135 Tage lang trat der kubanische Journalist Guillermo Fariñas Anfang des Jahres in den Hungerstreik, um die Freilassung von 52 Häftlingen zu erzwingen - es war nicht das erste Mal, dass er seine Gesundheit für die politische Freiheit aufs Spiel setzte. Das EU-Parlament ehrt den 48-Jährigen für sein Engagement mit dem Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit.

Vom Hungerstreik ausgemergelt: Fariñas im März dieses Jahres.
(Foto: AP)
Der kubanische Regierungskritiker und Internet-Journalist Guillermo Fariñas erhält den diesjährigen Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des Europaparlaments. Fariñas habe mit mehreren Hungerstreiks sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um Änderungen in Kuba zu erreichen, begründete der Präsident des Straßburger Parlaments, Jerzy Buzek, die Auszeichnung.
Der 48-Jährige sei damit ein Hoffnungsträger für "alle, die sich für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einsetzen", sagte Buzek weiter. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass Fariñas für die am 15. Dezember in Straßburg geplante Preisverleihung eine Ausreisegenehmigung erhält. Neben Fariñas waren auch die äthiopische Oppositionelle Birtukan Mideska und die Nichtregierungsorganisation "Breaking the Silence" von früheren israelischen Soldaten durch.
Auf Kosten der Gesundheit
Der 48 Jahre alte Vater einer kleinen Tochter ist nach 23 Hungerstreiks gesundheitlich schwer angeschlagen. Erst im Sommer beendete er nach 135 Tagen einen Hungerstreik, mit dem er die Freilassung von 52 politischen Häftlingen aus kubanischen Gefängnissen durchsetzte. Mit früheren Hungerstreiks hatte er unter anderem gegen Korruption und Unterdrückung der Meinungsfreiheit protestiert. Vor vier Jahren verweigerte er die Nahrungsaufnahme, um einen freien Zugang der Kubaner zum Internet zu erzwingen, was ihm aber nicht gelang.
Der renommierte Sacharow-Preis geht bereits zum dritten Mal an Dissidenten aus Kuba. 2002 zeichnete das Europaparlament den Regierungskritiker Oswaldo Paya aus und drei Jahre später die "Damen in Weiß", Angehörige von politischen Gefangenen, die unermüdlich mit Demonstrationen für die Freilassung der Häftlinge eintreten. Ihnen verweigerte Kuba damals die Ausreise zur Preisverleihung in Straßburg.
Zeichen gegen die "Normalisierung"?
Die Auszeichnung für Fariñas wurde vom Präsidium des Europaparlaments beschlossen, dem neben dem Präsidenten Buzek die Vorsitzenden der sieben Fraktionen angehören. Die Entscheidung fiel wenige Tage vor einem am Montag in Luxemburg geplanten Treffen der EU-Außenminister, bei dem es um die künftigen Beziehungen der Europäischen Union zur Regierung in Havanna geht. Vor allem Spanien wünscht, dass die EU ihre Beziehungen zu Kuba "normalisiert".
Der mit 50.000 Euro dotierte und nach dem sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow benannte Preis wird seit 1988 an Menschen und Organisationen verliehen, die sich besonders mutig für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzten. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderen der Apartheids-Gegner und spätere Staatschef von Südafrika, Nelson Mandela, der Vater des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, die birmanische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi und der inhaftierte chinesische Bürgerrechtsaktivist Hu Jia. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die russische Menschenrechtsorganisation "Memorial".
Quelle: ntv.de, AFP